Der talentierte Sohn

Jean Sarkozy ist ein fleißiger junger Mann. Als Rat von Neuilly-sur-Seine geht er den Beschäftigungen eines französischen Kommunalpolitikers nach, er besucht Käsemärkte und ­eröffnet Bäckereien. Er findet genügend Zeit zum Studieren, in eineinhalb Jahren möchte er seine Anwalts­lizenz in der Tasche haben. Ausgelas­tet ist der 23jährige jedoch nicht, nebenbei möchte er deshalb im Dezember noch den Vorsitz des Epad übernehmen, das für die Verwaltung und Entwicklung von La Défense, des bedeutendsten französischen Geschäftsviertels, zuständig ist.
Kein Wunder, dass es an Neidern nicht mangelt. Sie beschuldigen Jeans Vater, Präsident Nicolas Sarkozy, seinem Sohn den Weg geebnet zu haben. Doch was kann Jean dafür, dass Nicolas in jungen Jahren seine Karriere in Neuilly begann, großen Einfluss auf den dortigen Parteiapparat hat und sich auch im Epad-Verwaltungsrat, dem er einst vorsaß, gut auskennt? Ist es die Schuld Jeans, dass Neuilly der reichste Ort Frankreichs ist, sodass die Leute dort immer konservativ wählen, auch wenn der Kandidat zufällig mal wieder Sarkozy heißt? Trägt dieses junge Talent die Verantwortung dafür, dass sein Parteifreund David Martinon so naiv war, ihm zu glauben, als Jean Unterstützung »bis in den Tod« versprach, nur um einige Wochen später Martinon auf der Kandidatenliste von Neuilly zu ersetzen? Hat etwa Jean bestimmt, dass die Hälfte der Mitglieder des Epad-Verwaltungsrats, der ihn bestätigen muss, aus Beamten besteht und die andere Hälfte überwiegend aus konservativen Politikern? Nein, all jenen Jakobinern, die nun das Fallbeil der Guillotine schärfen und Nicolas Monarchismus vorwerfen, muss entgegengetreten werden. Jean ist ein Vorbild für die Jugend. Während andere Männer seines Alters ohne Ambitionen in Bierschwemmen herumlungern oder Autos anzünden, beweist er, dass Ehrgeiz und Leistungswille einem bereits vor dem Abschluss des Studiums und dem Erwerb beruflicher Erfahrungen einen Praktikumsplatz ganz besonderer Art verschaffen können.