Bleibt einfach!

Was aber? Was aber, fragt sich der letzte linke Student: was aber, wenn die Literatur nicht mehr politisch ist? Bekanntlich: ist der letzte linke Student ein begeisterter Leser. Manchmal: ist er vielleicht sogar ein zu begeisterter Leser. Das heißt: er liest zu viel. Zu viel heißt: er liest mehr, als er verstehen kann. Wir wissen ja: nicht alles geht in einen Kopf hinein. Nur: eine große Menge. Der letzte linke Student aber: versucht, alles zu lesen. Nicht allein: linke Theorie! Sondern auch: linke Belletristik.
Allerdings: ganz linke Belletristik findet der letzte linke Student oft sehr langweilig. Etwa: wenn der Bergmann zusammenbricht wegen der Arbeit. Oder: wenn die Hausfrau nicht herauskann aus der Krise. Oder: wenn die Rote Ruhr­armee scheitert! Oder: wenn ein alter RAFler nun Probleme hat mit dem Internet. Das alles nämlich: kennt der letzte linke Student schon. Und weiß zugleich: Literatur muss stets was Neues bringen. Linke Belletristik: muss Avantgarde sein. Daher: sehnt sich der letzte linke Student nach komplexer Belletristik. Komplexe Belletristik: in der viele &-Zeichen sind. Und: in der Dialekte nachgeahmt werden. Und: in der lange Sätze sind. Und die: eigentlich sowieso niemand versteht.
Allerdings sagt Bredel: Belletristik muss verstanden werden können. Vom Arbeiter ebenso wie vom Intellektuellen. Das aber bedeutet: die Belletristik, die der letzte linke Student liest, ist nicht für alle. Und damit: elitär. Und damit: unlinks! Und damit: gulagwürdig! Folglich: muss der letzte linke Student seinen Geschmack ändern. Denn sein Lesen: schadet der Revolution! Jetzt erschrickt der letzte linke Student. Und stellt schnell: ein paar Lyrikbände nach hinten ins Regal. Und auch wir müssen schauen, was wir sollen und was nicht!