Nutty Government

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Zehn Esslöffel Salz – selbst über den Tag verteilt – sind tödlich. Um von Cannabis umzukommen, müsste man sich das Dope vermutlich in die Nasenlöcher stopfen und sich dann den Mund zuhalten. Zu einem ähnlich drastischen Vergleich griff der Drogenbeauftragte Großbritanniens, der Pharma­kologe Professor David Nutt. Rund 30 Todesfälle jährlich gebe es durch die Partydroge Ecstasy. In der Folge von »Equasy«, eines »Pferde-Abhängigkeitssyndroms«, bzw. beim Reiten kämen jährlich aber 100 Menschen ums Leben.
Das klingt nur deshalb so nutty, so verrückt, weil die Realität der Drogenpolitik verrückt ist. Weil der Staat an Alkohol und Tabak gut verdient, während unbestreitbar harmlosere Drogen wie Cannabis und Ecstasy verboten sind und ihr Besitz oder der Handel mit ihnen oft hart bestraft wird. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch in Großbritannien. Und ebenso unerwünscht ist es hier wie dort, wenn Drogenexperten diese Fakten laut äußern. Schon gar nicht dürfen Drogenbeauftragte einer Regierung dies tun, weil sonst fast jede Regierung wie ein Haufen »irrationaler Rückständiger« dastehen würde. Und als solch einen Haufen hat Professor Nutt die britische Regierung konsequenterweise auch bezeichnet.
Damit wurde aus dem Drogenberater ein ehemaliger Drogenberater. Innenminister Alan Johnson feuerte den Professor am Freitag voriger Woche. Das wiederum führte zu heftigem Protest von Seiten der Wissenschaftler, denn die verstehen ihren Auftrag als Berater eher nicht so, dass sie eine absurde Ideologie vor der Realität zu bewahren hätten. Zwei Mitglieder des Drogensachverständigenrats der Regierung traten aus Solidarität mit Nutt von ihrem Amt zurück. Die Labour-Regierung wie die konservative Opposition in Großbritannien wollen jedoch an ihrer irrationalen, rückständigen Drogenpolitik festhalten, erklärten Politiker beider Parteien einhellig. Nur diese Adjektive benutzten sie dabei selbstverständlich nicht.