»Die Leute erinnern sich schon ganz genau«

Am Sonntag war »Volkstrauertag« – der Tag der »Sol­daten- und Kriegervereine«. Die Jungle World sprach mit dem Krieger- und Soldatenverein Ismaning.

Hat auch Ihr Krieger- und Soldatenverein am Sonntag eine Gedenkveranstaltung abgehalten?

Ja, es gab einen Gottesdienst für die Gefallenen der Weltkriege. Nach dem Gottesdienst gehen wir zum Kriegerdenkmal, dort werden Reden gehalten und Böllerschüsse abgefeuert.

Wie viele Mitglieder hat Ihr Krieger- und Soldatenverein?

Wir haben ungefähr 200 Mitglieder, wobei die meisten ältere Menschen sind. Von den jüngeren, die heute bei der Bundeswehr sind, gibt es bei uns relativ wenige, wir haben also Nachwuchsprobleme. Das hat aber auch mit dem Zeitgeist zu tun, denke ich.

Am Sonntag wurde auch der Torwart Robert Enke beerdigt, der Selbstmord begangen hat. Stört es Sie, dass die Beerdigung Enkes in den Medien mehr Platz einnahm als der Volkstrauertag?

Die Menschen nehmen eben eher Anteil am Tagesgeschehen als an Dingen, die lange zurückliegen. Aber wir sammeln auch für die Kriegsgräberfürsorge, und anders als man befürchten könnte, ist das Spendenaufkommen da nicht rückläufig – die Menschen erinnern sich schon ganz genau daran, was damals gewesen ist.

Hat der Volkstrauertag eine politische Bedeutung für Sie?

Am Volkstrauertag sollten sich die Menschen auf die politischen Missgriffe besinnen, wenn ich das so ganz banal ausdrücken darf.

Im Nationalsozialismus wurde aus dem »Volkstrauertag« der »Heldengedenktag«. Geht es heute noch um Heldengedenken?

Ich hoffe, dass sich das Bewusstsein heute geändert hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Heldengedenktag abgelehnt, in Abgrenzung zu den Nazis in den November verlegt und zum Volkstrauertag für die Gefallenen. Heute wird über Versöhnung gesprochen, in zweiter Linie über Trauer, und es geht darum, die Mahnung wach zu halten, dass solche Dinge nicht wieder passieren. Weil es unser Volkstrauertag ist, wird in erster Linie an die deutschen Soldaten erinnert, aber es geht auch um die gefallenen Soldaten der anderen und um die zivilen Opfer.