Immer abwärts

Nick wuchtet Gewichte, bis der »Rücken knackt und der Kopf zerspringt«. Bodybuilding hält ihn vom Nachdenken ab. Genau wie das Saufen unzähliger Biere. Nach 18 Monaten Haft wegen schwerer Körperverletzung haust er am Rande Kopenhagens in einem schäbigen Wohnheim. Nick ist einer der beiden Protagonisten in Jonas T. Bengtssons zweitem Roman »Submarino«, der gerade von Thomas Vinterberg verfilmt wurde. Er ist am Arsch, da macht er sich nichts vor. Ein Opfer traumatischer Kindheitserfahrungen, auch das. Bengtsson hat eine passende Sprache aus knallharten kurzen Sätzen von kalter Schönheit für dieses Leben gefunden. Kein bisschen besser dran ist Nicks heroinabhängiger Bruder. Nachdem seine Frau bei einem Unfall ums Leben kam, muss er allein für seinen fünfjährigen Sohn sorgen. Ein endloser Kampf, den er verlieren wird.
Man verrät damit nicht zu viel, denn Bengtssons Buch beschreibt eine reine Abwärtsbewegung. Als sich die zwei Brüder nach langer Zeit wieder begegnen, beschließen sie einen Neuanfang. Schöne Idee. Es ist die Zwangsläufigkeit dieser Abwärtsbewegung, die in »Submarino« ebenso zwangsläufig zum Problem wird. Denn so präzise der Autor seine Figuren auch seziert und zudem eine recht passable Milieustudie der dunkleren Ecken Kopenhagens anfertigt – passiert hier nichts, was nur einen Moment aus dem vordefinierten Korsett des sozialen Verlierer-Realismus rutschen würde. »Submarino« ist zu vorhersehbar, zu arm an erzählerischer Abwechslung und Spannung. Leider.

Jonas T. Bengtsson: Submarino. Tropen, Stuttgart 2009, 383 Seiten, 19,90 Euro