»Wir wollen ja nicht zurück zu DDR-Verhältnissen«

Im am Montag ausgestrahlten ersten Teil des zweiteiligen Fernsehfilms »Die Grenze« drohen in Mecklenburg-Vorpommern Rechtsextremisten an die Macht zu kommen. Um dies zu verhindern, entschließt sich die Bundesregierung, eine Partei namens »Neue Linke« zu unterstützen, die schließlich die Unabhängigkeit Mecklenburg-Vorpommerns proklamiert. Über das Szenario sprach die Jungle World mit Helmut Holter, dem ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns, der heute Fraktionsvorsitzender der Partei »Die Linke« in »Meck-Pomm« ist.

Warum haben sich die Drehbuchschreiber Mecklenburg-Vorpommern für ihren Plot ausgesucht?

Das frage ich mich auch, ich fand den Film erschreckend, weil das Image des Landes damit geschädigt wird. Wir haben hier ganz andere Verhältnisse, als darin unterstellt wird. Natürlich ist der Film eine Fiktion, aber es geht ja konkret um Mecklenburg-Vorpommern.

In »Die Grenze« gibt es eine Partei, die, Ihrer Partei nicht unähnlich, die »Neue Linke« heißt. Und die baut die Grenze wieder auf.

Die Linke wird in diesem Film durch das Bild der »Neuen Linken« diskreditiert. Sie wird in diesem Film als absolut rückwärtsgewandt dargestellt. Wir verstehen uns aber als zukunftsorientiert, wir wollen ja nicht zurück zu alten DDR-Verhältnissen.

Wurde Ihr Land ausgesucht, weil der Rest Deutschlands meint, auf »Meck-Pomm« könne man gut verzichten?

Ich glaube nicht, dass irgendjemand so etwas behauptet (lacht). Auch glaubt niemand, das Mecklenburg-Vorpommern als unabhängiger Staat existieren könnte, das ist absurd.

Im Film droht sich eine rechtsextreme Partei in Mecklenburg-Vorpommern durchzusetzen. Wie realistisch ist das?

Die Rechtsextremisten werden dabei als Saubermänner dargestellt – mit einem erheblichem Gewalt- und Demagogie-Potential, aber man darf die nonverbale Aussage nicht übersehen. Wir haben hier die NPD im Landtag, das Land hat mit Rechtsextremismus zu kämpfen. Aber das ist eine Herausforderung für alle Demokraten. Im Film ist die Botschaft dagegen, entweder ihr wählt Rechtsextremisten oder eine linksradikale Partei, das ist der falsche Ansatz.

Im Film unterstützt die Bundesregierung die »Neue Linke«, um eine rechtsextreme Regierung zu verhindern. Ist das realistisch?

Die Frage ist ja nicht, ob der Verfassungsschutz dann die Linke unterstützt, sondern ob die demokratischen Kräfte gewillt sind, gegen die rechte Grefahr anzustehen. Das muss der Konsens sein, nicht die im Film suggerierte Polarisierung zwischen Rechts und Links.