Musik und Trank und nicht so ernst wie die Deutschen

Für eine »Charme-Offensive«, wie sie der griechische Premierminister Georgios Papandreou im März in Berlin unternahm, um die knauserigen Deutschen davon zu überzeugen, dass die Griechen keineswegs die faulen Schmarotzer Europas sind, wäre sein Stellvertreter Theodoros Pangalos nicht zu haben gewesen. Das ist dem Pasok-Politiker, der im Vergleich zum smarten Papandreou auch körperlich eher bullig wirkt, nicht zu verübeln. Schließlich haben die Deutschen mit ihren gehässigen Attacken auf die »Pleite-Griechen« und ihre Haltung in der Europäischen Union klar gemacht, dass sie für die Unterstützung Griechenlands nicht zu haben sind. Wenn Pangalos sagt, die Deutschen hätten eine rassistische Perspektive auf sein verschuldetes Land, hat er wohl nicht Unrecht. »Warum haben die Griechen Probleme?« ironisierte Pangalos jüngst die deutsche Perspektive: »Weil sie nicht genug arbeiten. Und warum ist das so? Weil sie immer gutes Wetter haben, Musik und Trank, und weil sie nicht so ernst sind wie die Deutschen«, sagte er im Interview mit der portugiesischen Zeitung Jornal de Negocios.
Zuvor hatte der ehemalige griechische Außenminister der BBC gesagt, Deutschland habe »während der Nazizeit die griechische Wirtschaft zerstört, indem es alles Gold und Geld nahm, über das die Bank von Griechenland verfügte, ohne es jemals zurückzuzahlen«. Daher sollten die Deutschen besser nicht über Griechenland urteilen. Ein Sprecher des deutschen Außenministeriums wies die Vorwürfe in gewohnter Weise zurück: »Eine Diskussion über die Vergangenheit ist überhaupt nicht hilfreich, um die Probleme zu lösen, mit denen wir heute in Europa konfrontiert sind.«
Dass Pangalos kritische Polemiken allerdings nicht immer treffend sind, bewies er im Dezember 2008. Als er vom israelischen Botschafter Wein aus dem Golan geschenkt bekam, wies er diesen zurück, da er keine »geraubten Güter« annehme, und schrieb an den Botschafter: »Ich hoffe, dass ihre Regierung die Praxis der Kollektivstrafe, wie sie in totalem Ausmaß von Hitler und seinen Armeen praktiziert wurde, beendet.« Die israelischen Militäraktionen in Gaza würden ihn »an den Holocaust« erinnern, »wie er von Griechen in Kalavrita, Doxato und Distomo erlitten wurde, und auch an den Holocaust im Warschauer Ghetto«.