Der erste Streich

Aller guten Dinge sind drei. Matthew Herbert, Sample-Spezialist, House-Aficiando, Big-Band-Jazzer und Komponist konzeptioneller Popmusik aus dem Geiste Neuer Musik und der Klassik, ist gerade bei eins angekommen. Oder besser bei »One One«, denn so lautet der Titel seines neuen Albums; zwei weitere Arbeiten sollen die Trilogie im Laufe des Jahres komplettieren. Nicht zu vergessen Gustav Mahlers »Zehnte«, derer sich Herbert außerdem angenommen hat. Seine Interpretation erscheint im Mai in der Reihe »recomposed« für die Deutsche Grammophon. Klar: Die Arbeitswut des 1972 geborenen Engländers ist längst legendär.
Herbert hat bereits eine Menge interessanten Krach gemacht. »One One« ist indessen feingliedrigster elektronischer Pop. Zum ersten Mal seit 15 Jahren singt er auch selbst, mit einem leicht souligen Timbre, das an den großen Robert Wyatt erinnert. Das Singen fand er überraschend schwierig, umso leichter scheint ihm das Komponieren, Spielen und Produzieren von der Hand zu gehen: Da ist nicht die Andeutung einer Anstrengung zu hören, dafür federnde Beats, phantasievolle Percussion, erlesene Sounds und melodische Themen verschiedener Instrumente von einiger Subtilität.
Die transparente Schönheit und kompositorische Raffinesse dieser Platte, die im Grunde weder House sein will noch hundertprozentiger Art-Pop, erschließen sich erst nach mehrmaligem Hören vollständig. Über die sehr niedlich gesungene Zeile »Hot like a house on fire« schmunzelt man sofort.

Matthew Herbert: One One. (PIAS/Accidental/Rough Trade)