»Die Mehrheit der Jusos steht ganz klar links«

Am Mittwoch voriger Woche überraschte die Juso-Bundesvorsitzende Franziska Drohsel die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, beim Juso-Bundeskongress Mitte Juni von ihrem Amt zurückzutreten. Angeblich ausschließlich aus privaten Gründe. Wirklich? Die Jungle World hat nachgehakt.
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Frau Drohsel, Sie hätten doch mit Ihrem Übertritt zur Linkspartei weit mehr Wirbel auslösen können, wenn Sie noch Juso-Vorsitzende gewesen wären!
(Lacht) Eine Politik für sozialen Fortschritt wird es nur mit der SPD geben. Deshalb kämpfe ich als Linke in der und um die SPD.
Kein Parteiwechsel also? Warum dann jetzt der Rücktritt?
Es liegt in der Natur der Sache, dass man Vorsitzende einer Jugendorganisation nur begrenzte Zeit sein kann. Und ich habe von Anfang an gesagt, dass das für mich kein Sprungbrett in die Berufspolitik ist, sondern dass ich meine Ausbildung beenden möchte. Ich finde es wichtig, unabhängig zu sein. Dazu ist die Beendigung meiner Ausbildung eine Voraussetzung. Aber ich bleibe politisch aktiv.
In der SPD?
Ja, auch in der SPD. Aber Politik spielt sich ja nicht nur in Parteien ab.
Wer wird Ihre Nachfolge antreten? Gibt es mit dem Personal- auch einen Politikwechsel?
Es finden jetzt Gespräche statt. Die Jusos sind gut aufgestellt, ich bin mir sicher, der Verband wird auch künftig Druck von links in der SPD machen. Sicher sind die Jusos ein pluraler Verband, und es gibt auch Positionen, die in meinen Augen nicht links zu verorten sind. Aber die Mehrheit steht ganz klar links. Diese Mehrheit hat mich als Vorsitzende getragen, und diese Mehrheit besteht weiterhin.
Oder es wird doch wieder Andrea Nahles Juso-Vorsitzende?
Andrea wäre dafür mittlerweile zu alt.
Ach so, okay. Was war Ihr schönstes Erlebnis als Juso-Vorsitzende?
Am beeindruckendsten fand ich zu sehen, wie viele junge Leute vor Ort für linke Positionen kämpfen, welchen Mut sie dabei oft aufbringen und welche Ausdauer. Das war für mich letztlich immer wieder die Motivation für meine Arbeit.
Ich habe einen Artikel in der Welt über Ihren Rücktritt gelesen und muss Sie fragen: Verlieren die Jusos jetzt mit Ihnen ihr ­anti­deutsches U-Boot?
(Lacht) Tatsächlich gab es die Diskussionen, die rund um den Begriff antideutsch geführt wurden, auch bei den Jusos, etwa beim Umgang mit der Friedensbewegung gegen den Irak-Krieg. Diese wird es, da bin ich mir sicher, auch weiterhin geben.