»Wir müssen ja nicht gleich heiraten«

Seit Jahren liefern sich die Bandidos und Hells Angels in Deutschland blutige Auseinandersetzungen. In der ver­gangenen Woche verkündeten die beiden Rockerclubs, denen zahlreiche Straftaten vorgeworfen werden, in einer Pressekonferenz einen Waffenstillstand pünktlich zur Innenministerkonferenz, auf der über ein Verbot der Clubs diskutiert werten sollte. Der Pressesprecher der Bandidos, ein Mann namens Micha, erläutert, was es mit der angekündigten friedlichen Koexistenz auf sich hat.

Ein Waffenstillstand ist eine schöne Geste. Werden die Hells Angels und Bandidos nun auch abrüsten oder sogar die Waffen niederlegen?
Da übertreibt die Presse sehr gern. Wir laufen ja nicht bis an die Zähne bewaffnet durch die Gegend.
Erst im März hat ein Hells Angel einen Polizisten erschossen.
Für die Hells Angels kann ich nicht sprechen. Aber Bandidos sind erwachsene Menschen. Nicht der Club, sondern jeder selbst ist dafür verantwortlich, dass die für Schusswaffen geltenden Gesetze eingehalten werden.
Manche Mitglieder Ihres Clubs sind auch im Umgang mit Messern und Äxten nicht gerade zimperlich.
Den Besitz von Haushaltswerkzeugen können wir unseren Mitgliedern kaum verbieten. Spaß beiseite – wir werden ein Auge darauf haben, dass sich unsere Jungs friedlich verhalten. Und wer Stress macht, kriegt eben Ärger.
Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann von der CDU hat den Friedensschluss als »reines Medienspektakel« bezeichnet.
Für Politiker sind wir immer die Bösen, denen können wir es nicht recht machen.
Haben Sie weitere demonstrative Schritte geplant, um die Öffentlichkeit und die Politik von Ihrem Friedenswillen zu überzeugen?
Zunächst steht nichts an.
Werden Hells Angels und Bandidos keine gemeinsamen Motorrad­ausflüge ins Grüne unternehmen?
Das Abkommen reicht erst einmal aus. Wir müssen ja nicht gleich heiraten.