»Das bedeutet nur Ärger«

Von Januar an kann man Berliner Polizisten mit ihren Namen ansprechen. Ab dann müssen diese nämlich Namensschilder tragen. Beamte, die ihren Dienst ohne Namensschild verrichten wollen, müssen eine fünf- bis sechsstellige Nummer an ihrer Kleidung anbringen. Die Kennzeichnungspflicht wurde in der vergangenen Woche gebilligt. Die Polizeigewerkschaft lehnt die Neuerung ab und prüft rechtliche Schritte. Ein Berliner Polizist sagt der Jungle World in einem kurzen Gespräch auf der Straße seine Meinung.

Wollen Sie mir vielleicht Ihren Namen verraten? Ab Januar kann ich ihn ja sowieso an Ihrer Uniform lesen.
Da können Sie die paar Wochen aber auch noch warten.
Na gut. Sie können auch ein Nummernschild statt eines Namensschildchens tragen. Haben Sie sich schon entschieden, Nummer oder Name?
Das habe ich noch nicht.
Für was würden Sie sich ganz spontan entscheiden?
Wenn ich ohnehin der Kennzeichnungspflicht unterliege, würde ich eher meinen Namen an der Uniform tragen. Wer will schon durchnummeriert werden.
Verändert sich Ihre Arbeit durch die Kennzeichnungspflicht?
Nein, das tangiert meine Arbeit nicht. Was soll sich da ändern? Ich bin hier mit dem Objektschutz befasst. Da können mich die Touristen dann mit Namen ansprechen, wenn sie nach dem Weg fragen. Mehr verändert sich da nicht.
Nicht alle Polizisten sehen das so gelassen. Die Gewerkschaft der Polizei will gegen den Beschluss klagen.
In anderen Bereichen hat das ja auch andere Konsequenzen.
Zum Beispiel?
Ich sage es mal so: Die Kollegen, die in vorderster Front auf Demonstrationen oder am 1. Mai im Einsatz sind, freut das nicht so. Das bedeutet für die nur Ärger.
In welcher Hinsicht denn?
Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kollegen dann mit der einen oder anderen Anzeige zu schaffen haben, die nicht gerechtfertigt ist und die nur aus böser Absicht erstattet wird.
Halten Sie die Berliner Demonstranten für so hinterhältig?
Für ganz abwegig halte ich das nicht.
Wurde die Kennzeichnungspflicht nicht auch erlassen, weil Beamte brutal und unrechtmäßig vorgegangen sind? Im vergangenen Jahr kam beispielsweise heraus, dass etliche Polizisten im Dienst verbotene Quarzsandhandschuhe benutzt haben.
Auch bei der Polizei gibt es schwarze Schafe. Das sollte man aber nicht hochspielen.