Das Ex-Glam-Paar

Kann sich eigentlich noch jemand an diese Guttenbergs erinnern? Genau, das Celebrity-Pärchen – sie machte in Wohltätigkeit und Pädophilenverfolgung, er in Politik. Kommt einem vor, als sei das ewig her, nicht wahr?
Ausgerechnet Cosmopolitan, das Fachblatt für Schminke, Klamotten und sonstiges Zubehör für die moderne Frau, präsentiert in seiner April-Ausgabe eine mehrseitige Geschichte über die Guttenbergs, die unfreiwillig noch einmal zusammenfasst, weswegen einem das Bayern-Paar so furchtbar auf die Nerven gegangen ist. Gut, als Rückblicksartikel war die Story ganz sicher nicht geplant, denn im Text ist Guttenberg noch Verteidigungsminister, Doktor sowie höchst aussichtsreicher Anwärter auf die Kanzlerschaft. Dass Cosmopolitan von den Ereignissen überrollt wurde, liegt an der sehr langfristigen Planung von Monatszeitschriften – und genau die ist jetzt ein ziemliches Glück.
Der Artikel beginnt nämlich mit einer Zustandsbeschreibung der Bundesrepublik vor dem Doktor-Fall. Damals, wir erinnern uns mittlerweile zum Glück nur noch dunkel, wurde überall in höchsten Tönen von Karl-Theodor und Stephanie geschwärmt, und ein Ende schien noch lange nicht in Sicht. Grund genug für die Cosmo, sich detailliert mit der Frage auseinanderzusetzen, was denn nun eigentlich an einem Paar, bei dem beide Partner perfekt die Geschlechterklischees repräsentieren, so modern sein soll. Nichts, lautet folgerichtig und kurz zusammengefasst die Antwort des Medienberaters Michael Spreng. »Waren wir als Gesellschaft nicht schon mal weiter?« fragt Cosmopolitan deutlich resigniert in Erwartung noch vieler langer Jahre voller Guttenbergs.
Falls man sich nun in der Redaktion dar­über grämt, dass der Artikel nicht mehr aktuell ist: ach was. Er taugt immer noch sehr gut als mahnende Erinnerung an die Guttenberg-Mania.