»Personenkult lehnen wir ab!«

Bei Umfragen liegen die Grünen inzwischen auch bundesweit vor der SPD. Wer würde die Bundesrepublik regieren, wenn es bei den nächsten Bundestagswahlen tatsächlich so ausginge? Die Grünen stehen vor einer für sie ungewohnten Debatte über die K-Frage. Ein Gespräch mit Emily Büning, der Bundessprecherin der Grünen Jugend.
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Ist es vorstellbar, dass die Grünen demnächst einen Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken?
Wir als Grüne Jugend sehen das kritisch, weil wir das Prinzip der Doppelspitze gut finden. Ein auf eine Person fixierter Personenkult ist nicht in unserem Sinne.
Aber einen Doppelkanzler gibt es ja nicht!
Das ist das Problem, aber wir verwehren uns auf jeden Fall dagegen, dass jetzt voreilig die Debatten darüber losgetreten werden, wer an der Spitze sein sollte. Schon aus Gender-Gesichtspunkten und wegen der Machtverteilung sind wir vehement für die Doppelspitze.
Aber am Ende wird es nur einen oder eine geben können.
Für den Fall, dass es darauf hinausläuft, würden wir eine Urabstimmung für notwendig halten, damit das dann basisdemokratisch entschieden wird.
Renate Künast hat schon gesagt, sie könne auch Kanzler. Auch Jürgen Trittin und Winfried Kretschmann werden gehandelt, jetzt hat die Bild-Zeitung Joschka Fischer ins Spiel gebracht. Wie wär’s?
Das sind ja alles Leute, die schon sehr lange bei uns an der Spitze sind und ihre Verdienste haben, aber ich würde spontan niemanden von denen zur Kanzlerin oder zum Kanzler wählen.
Wenn Joschka Fischer tatsächlich noch mal aus der Versenkung auftauchen würde, würden Sie das kritisch sehen?
Auf jeden Fall. Schon wegen seiner Aktivitäten in der Wirtschaft, nachdem er Außenminister war, aber auch wegen seiner Zeit als Außenminister und Parteivorsitzender, als er die innerparteiliche Demokratie nicht besonders hochgeschätzt hat.
Die FDP verjüngt sich. Philipp Rösler ist gerade mal 38. Aber bei den Grünen sehe ich immer nur die gleichen alten Säcke. Kommt da niemand nach? Wo ist die neue Generation?
Es gibt auch bei den jüngeren und ganz jungen Nachwuchskräften sehr gute Leute. Und auch im Bundestag und in der Europa-Fraktion haben wir einige junge Persönlichkeiten, die sehr präsent sind.
Aber niemand, der »Kanzler könnte«, oder?
Das würde ich jetzt nicht ausschließen. Wir hätten dann ja gegebenenfalls auch noch zwei Jahre zum Reifen.