Jaaa, er lebt noch

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Lebt denn der alte Mumia noch, Mumia noch? Jaaa, er lebt noch, lebt noch, stirbt nicht. Und vermutlich bleibt es auch dabei. Nun gut, eines Tages wird es auch den inhaftierten US-Journalisten Mumia Abu-Jamal dahinraffen, aber derzeit sieht es so aus, als werde er dann eines natürlichen Todes sterben. Anders als 46 andere Menschen in den USA oder 252 im Iran oder Tausende in China, die alle allein im Jahr 2010 Opfer der Todesstrafe wurden. Doch für die Welt-Soli-Gemeinde scheint es seit nunmehr 30 Jahren nur einen zu geben, dessen Leben sie interessiert: Mumia.
Der sitzt seit 1981, zum Tode verurteilt, in Pennsylvania im Gefängnis, weil er einen Polizisten erschossen haben soll. Er selbst bestreitet dies. Nachdem der erste Prozess von rassistischen Diskriminierungen geprägt war, bildete sich eine internationale Solidaritätsbewegung, die die Freiheit für Abu-Jamal forderte. Das ehemalige Black-Panther- und späteres Move-Mitglied Abu-Jamal schreibt aus seiner Zelle regelmäßig Artikel und politische Kolumnen voller verschwörungstheoretischem Antizionismus und plumpestem Antiimperialismus. Ob er für diesen Unfug Ehrenbürger der Stadt Paris wurde und die »Ehrenmitgliedschaft« der »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten« verliehen bekam? Oder einfach dafür, dass er immer noch lebt?
In den vergangenen 30 Jahren ging es juristisch ständig hin und her, die Hinrichtung wurde immer wieder ausgesetzt, nun gab es vorige Woche eine richtig gute Nachricht für Abu-Jamal. Das Todesurteil sei nicht verfassungskonform, stellte das 3. Bundesberufungsgericht in Philadelphia fest. Innerhalb von sechs Monaten muss nun erneut über das Strafmaß verhandelt werden, oder das Urteil wird ohne Anhörung in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.
Als Maskottchen einer Kampagne gegen die Todesstrafe hat Mumia Abu-Jamal aber noch nie getaugt. Da von seinen Unterstützern ständig damit argumentiert wird, er sei doch unschuldig, erwecken sie den Eindruck, bei denen, die schuldig sind, sei die Todesstrafe schon okay. Zumal, wenn sie sich nur um diesen einen Dreadlocks tragenden Antiimp-Freak kümmern, während täglich irgendwo auf der Welt Menschen hingerichtet werden. Darunter ganz sicher viele, die politisch weit weniger irre sind. Trotzdem ist es natürlich gut, wenn Mumia nicht sterben muss. Doch das letzte Wort hat der Oberste Gerichtshof. Die Story geht also weiter.