Schlangenwesen aus LSD

In Zeiten loopbasierter Clubmusik mit gerader Bassdrum erfahren Gitarrenbands, die ebenfalls auf repetitive Beatstrukturen und eine gewisse Tanzbarkeit setzen, nicht von ungefähr allergrößten Zuspruch. Die New Yorker DFA-Discopunk-Bands haben damit angefangen. Seit ein paar Jahren schießen nun Analog-Synthie­gruppen wie Von Spar oder jüngst Stabil Elite ins gute alte Kraut. Dann gibt es da noch die stärker werdende Szene verloopter Psychedelic-Wiedergänger – zum Beispiel die tollen, leicht garagigen Disappears oder eben Moon Duo aus San Francisco, deren in Berlin aufgenommenes Debüt »Mazes« derzeit als der ganz hippe Scheiß gehandelt wird, weshalb ihr April-Konzert vom kleinen Berliner Club West Germany in den benachbarten, größeren Festsaal Kreuzberg verlegt werden musste.
Im Grunde machen Ripley Johnson und seine Partnerin Sanae Yamada kaum etwas, das Neu! (die frühen), Stereolab, Loop, Silver Apples oder Electronicat nicht längst getan hätten. Moon Duo spielen betont einfache, stets rhythmisch-hypnotische E-Piano-, Orgel- und vom Blues inspirierte Gitarrenriffs so lange, bis man ganz besoffen davon ist. Immer und immer wieder. Dazu hüpfen federnde Tanzbeats aus der Box, Johnsons Gitarre beschwört Schlangenwesen aus LSD, und verhallte Verführerstimmen singen Dinge unter Echoeinfluss, die man zwar kaum versteht, aber trotzdem begeistert mitsingt – in Phantasiesprache. Aber nur, wenn niemand zuhört.

Moon Duo: Mazes (Souterrain Transmissions/Rough Trade)