Fleischberge voll Würde

Lucian Freud. In der Welt der Hochglanzzeitschriften wird oft mit Retuschen gearbeitet. Fettpölsterchen werden mit Hilfe von Photoshop abgesaugt, Äderchen übermalt. Eine Gegenbewegung ist in eher trashigen Promi-Magazinen zu beobachten, wo der körperliche Makel fetischisiert wird und jedes Stück Cellulitis am vermeintlich tadellosen Körper einer Penélope Cruz vergrößert wird. Dem Publikum wird vermittelt: Schau her, die hat es auch. Der Maler Lucian Freud, der in den vergangenen Jahren in die Topliga zeitgenössischer Künstler aufstieg, war ebenfalls eher an den vermeintlichen Makeln des menschlichen Körpers interessiert. Jedes Stück Hüftspeck, jede Fettfalte, jede Aderung zeigte er in seinen Aktporträts, mit denen er ungemein berühmt wurde. Und trotzdem glichen diese Körperbilder Freuds nicht denen in den billigen Promi-Klatschblättern. Denn diese Fleischberge, die Freud so gerne malte, wirkten nie lächerlich, sondern sie strahlten Würde aus. Vergangene Woche ist Lucian Freud gestorben.   aha