Gedächtnis heißt jetzt Google

Wie das Internet unser Leseverhalten beeinflusst hat, ist in den vergangenen zehn Jahren zur Genüge diskutiert worden. Fest steht: Man braucht bestimmte Fähigkeiten, um sich in der Informationsflut zurechtzufinden, man muss lernen zu filtern, um den Mist von den echten Nachrichten unterscheiden zu können. Schließlich stößt man oft genug auf Nachrichten, die veraltet sind und seit Monaten oder Jahren nicht mehr annähernd dem Stand der Entwicklungen entsprechen, oder auf Fälschungen, die nicht so einfach als solche zu erkennen sind. Eine Studie der Columbia University zeigt, dass die Veränderungen noch viel weiter gehen. Wer mit Google gut umgehen kann und so schnell an die Informationen kommt, die gerade benötigt werden, ist demnach weniger gut in der Lage, sich an die ergoogelten Informationen zu erinnern, selbst wenn man diese vor nicht allzu langer Zeit schon einmal irgendwo gelesen hat. Das Erinnerungsvermögen der Menschen passt sich also an das Internet an. Beschreiben kann man das als Outsourcing von Daten: Ist ein Mensch davon überzeugt, Daten schnell wiederfinden zu können, so verschwendet er keine Ressourcen und legte diese Daten gar nicht erst in seinem Gedächtnis ab. Schlecht ist dieses ungenauere Gedächtnis nicht, denn das Auswendiglernen von Fakten gilt als sehr ineffizientes Lernen. Heute ist es wichtiger, Konzepte entwickeln zu können und die Wege der Informationsbeschaffung zu kennen.
Aber die Anpassung an das Internet hat natürlich auch Nachteile. Fällt die Internetverbindung aus, wissen wir nichts mehr so genau, ausgelagerte Daten sind nicht mehr abrufbar. Und dabei ist das Internet noch nicht einmal 15 Jahre allgemein verbreitet. Was, wenn diese Entwicklung weitergeht?