Urlaub in Slowenien ist die bessere Wahl

Team Süd: Na zdrávje, Slowenien!

Im Land zwischen Alpen und Adria versteht man sich zu amüsieren, ohne zu vergessen, dass der Mensch auch Verstand hat.

Es gehört zu den Stärken des Homo sapiens, dass er sich in allen Klimazonen ansiedeln kann, auch in unwirtlichen Gegenden wie der Wüste oder dem ewigen Eis. Nicht zufällig bevorzugen die Menschen jedoch Siedlungsgebiete, in denen sie Wein oder Hopfen anbauen können. Für Reisen in andere Gegenden sollte man einen guten Grund haben, so wie die Wikinger, die sich im 9. Jahrhundert, als Harald Schönhaar König von Norwegen geworden war, lieber ein Land ohne Monarchen suchten und Island fanden. In Norwegen ist das Wetter ja auch nicht viel besser. Wikinger mit mehr Weitblick eroberten allerdings lieber Sizilien, und die im 17. Jahrhundert vorgebrachte Klage Olafur Einarsson dürfte die Freuden des Lebens auf Island treffend zusammenfassen: »Frost und Kälte peinigen die Menschen/Rar sind die guten Jahre.«

Von slowenischen Poeten vernehmen wir andere Töne. Etwa von Oton Župančič: »Du bist in den Feldern, und du singst für mich ein Lied/Ein Lied des Windes, der Zweige und des Grases, auf das die Sonne scheint/Ein Lied des Silbers und der goldenen Wellen/Ein Lied der Bäche und der Ähren.« Oder von France Prešeren: »Wo Save und Donau die Wellen vermählen/Vernahm ich heut früh, wie schön du seist, erzählen/Schon, Uršika, schöne, schon stehe ich hier/Schon, Urška, bereit, um zu tanzen mit dir!« Und in Slowenien tanzt man nicht nur, um dem Tod durch Erfrieren zu entgehen. Sogar die Pferde tanzen hier.
Während in Deutschland bereits Orkane toben, überlegen wir uns hier, ob wir nicht lieber die Klimaanlage einschalten sollten. Wer es nicht so warm mag, kann in die Alpen fahren. Ljubljana wurde praktischerweise in der Mitte des Landes angelegt, so dass man von hier aus schnell überall hingelangt. Vorausgesetzt, man kann sich von der malerischen Altstadt und den Cafés am Fluss trennen. Am Vormittag bergwandern, am Nachmittag ins Meer hüpfen – das kann man nur in wenigen Ländern, zum Beispiel im Libanon. Anders als dort müssen Sie in Slowenien jedoch nicht damit rechnen, an einer Straßensperre von grimmigen Vollbartträgern der Hizbollah behelligt zu werden. Sie müssen aber auch gar nicht ans Meer fahren, wenn Sie schwimmen wollen, weil es sehr schöne Bergseen gibt. Sollten Sie das Tageslicht scheuen – die Höhle von Postojna wartet auf Sie.
Aber auch der eine oder andere Veranstaltungsort im Metelkova, einem autonomen Zentrum in Ljubljana, wo es Hardcore, Folk, Techno und vieles andere zu hören gibt, und zwar meistens kostenlos. Erschrecken Sie nicht, wenn Sie »autonomes Zentrum« hören. Die slowenischen Linksradikalen sind nicht der Ansicht, dass sie den ganzen Tag lang alles gemeinsam machen müssen. Niemand wohnt dort, deshalb sind die Leute viel entspannter und streiten sich weniger. Mehr Sinn für Ästhetik haben sie auch, wie man bereits an den Fassadendekorationen erkennen kann. Sollte Ihnen das vielfältige Programm nicht zusagen, versuchen Sie ihr Glück im Rog, einem weiteren linken Zentrum ein paar Straßen weiter. Für Freunde der klassischen Musik und des Theaters bietet die Stadt natürlich auch etwas.

Sie wollen lieber mal etwas lernen? Sie werden lange suchen müssen, bis Sie anderswo eine Workers Punk University finden. Hier aber gibt es eine. Die Slowenen lassen sich nicht alles bieten, das haben Deutsche, die in weniger friedlicher Absicht kamen als wir, schnell gemerkt. Doch während man sich in anderen Ländern mit Generälen und sonstigen Schlächtern brüstet, sind die Slowenen stolz darauf, dass die derzeit bekannteste Persönlichkeit aus ihrem Land ein Philosoph ist. Wenn Sie Slavoj Žižek nicht mögen, sollten Sie daran denken, dass Deutschland mit seinen ungleich größeren Ressourcen nur Peter Sloterdijk hervorgebracht hat. Nach bedeutenden isländischen Philosophen werden Sie vergeblich suchen, obwohl man auf der Insel in den Winternächten, also im Grunde das ganze Jahr lang, wirklich genug Zeit für das Philosophieren hätte. Ein Wort für Kochkunst gibt es im Land des Lebertrans auch nicht. Was Slowenien betrifft, möchte ich Ihnen an dieser Stellen nur raten, beim Genuss von einem der schätzungsweise 1 200 Nationalgerichte im Magen noch Platz für eine Süßspeise, zum Beispiel ein Cremeschnittchen, zu lassen.
Was Slowenien aber vor allem auszeichnet, ist die Verbindung von Hedonismus und Nachdenklichkeit. Man spürt, wie in jedem wirklich zivilisierten Land, einen Hauch von Melancholie, aber die Menschen verstehen es trotzdem, sich zu amüsieren. Der slowenische Dichter Srečko Kosovel formulierte es so: »Was zur Hölle, würde man sagen/Und noch eine Karaffe Wein bestellen.«