Böse gegen Bosbach

Das Ziel war ehrgeizig: Die schwarz-gelbe Bundesregierung wollte bei der Abstimmung über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms im Bundestag eine Kanzlermehrheit erreichen. Das mit der Mehrheit für Angela Merkel hat zwar geklappt, die Stimmung in der Koalition ist dennoch beschissen. Sprachästheten würden hier vermutlich ein eleganteres Adjektiv bevorzugen, aber es harmoniert durchaus mit dem Gestus, dem »einer der prominentesten Abweichler« (Spiegel) ausgesetzt war. Es handelt sich um Wolfgang Bosbach (CDU), der seiner Kanzlerin stur die Gefolgschaft verweigerte. Wie Bild am Sonntag aufdeckte, wurde er dafür vom Leiter des Kanzleramts wüst beschimpft. Ronald Profalla soll Sätze gesagt haben wie: »Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen«, »Du machst mit deiner Scheiße alle verrückt« oder auch »Ich kann den Scheiß nicht mehr hören«. Ungewohnt zart besaitet, zeigt man sich bei der BamS angesichts dieser brachialen Wortwahl zutiefst betroffen und wandte sich an die Expertin für deutsche Betroffenheit: Erika Steinbach. Bosbachs Parteifreundin bestätigte, dies sei »keine Art und Weise, mit verdienten Fraktionsmitgliedern« umzugehen. Bei Welt online gab man sich da schon entspannter, unter der nach amerikanischen Vorbild angefertigten Titelschlagzeile »Als Profalla Bosbachs Fr*** nicht mehr sehen konnte« bezichtigte man Profalla nicht des Mobbings, sondern attestierte ihm eine déformation professionelle. Schließlich sei der Mann Generalsekretär der CDU gewesen, da gehöre die harte verbale Attacke gleichsam zum Geschäft. Voller Wehmut erinnerte man sich an die Gefechte, die sich Pofalla mit Dirk Niebel (FDP) lieferte, mit dem Hinweis, dass man sie sich heute noch bei Youtube anschauen könne. In dem Artikel wurde auch kolportiert, Pofalla habe Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) 2010 als »Rumpelstilzchen« bezeichnet. Trotz dieser aufmunternden Berichterstattung wandte sich Profalla nicht an die Welt, sondern an Bild, um sich öffentlich bei Bosbach zu entschuldigen.