Die Forderung Israels nach schärferen Sanktionen gegen den Iran

Angst vor der Hölle

Die israelische Regierung drängt auf schärfere Sanktionen gegen den Iran. Nur so ließe sich ein Krieg verhindern.

Wer sich dieser Tage ernsthaft darüber wundert, dass die israelische Regierung über die Frage diskutiert, ob es an der Zeit sei, den Iran anzugreifen, hat entweder zehn Jahre lang auf einer einsamen Insel verbracht oder ist ein Heuchler. Denn während in Deutschland hochrangige iranische Regierungsvertreter, wie kürzlich Mohammed Reza Farzin, der stellvertretende Minister für Wirtschaft und Finanzen, empfangen werden und die deutschen Exporte in den Iran Rekordniveau erreichen, verfolgt man in Israel voller Sorge, wie das iranische Atomprogramm voranschreitet. Die Internationale Atomenergiebehörde ließ gerade verlauten, dass ihr neue Hinweise vorlägen, wonach der Iran bereits in einigen Monaten in der Lage sein könnte, eine Atombombe zu bauen.
Während die USA überhastet aus dem Irak abziehen und die sogenannte Staatengemeinschaft untätig zusieht, wie die syrische Regierung, Irans engster Alliierter in der Region, die Protestbewegung im Land zusammenschießen lässt, jubiliert das iranische Regime über die offensichtliche Schwäche seiner Gegner.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Konflikt erneut verschärft. Israel kann mit einem atomar bewaffneten Iran, der dem jüdischen Staat mit Auslöschung droht, nicht leben. Das hat bislang jede israelische Regierung deutlich gemacht. Und zu Recht kritisiert das Land die laxe Haltung der westlichen Staaten gegenüber dem Iran. Denn weder die USA noch die Europäer haben mit ihren halbherzigen Sanktionen gegen das iranische Regime viel bewirkt.
Nicht nur in Israel, auch in den Golfstaaten und anderen arabischen Ländern drängt man seit langem auf ein weit härteres Vorgehen gegen den Iran. Außer der syrischen würde keine einzige arabische Regierung dem iranischen Regime auch nur eine Träne hinterherweinen. Im Gegenteil: Erst vergangenes Jahr zeigten die Wikileaks-Dokumente, wie groß die Angst vor dem Iran in der arabischen Welt ist.
Israel allerdings steht vor einem Dilemma. Bestenfalls kann es militärisch das iranische Atomprogramm verlangsamen und müsste dafür wohl einen extrem hohen Preis zahlen. Denn nicht nur der Iran, auch die Hizbollah und das syrische Regime, die sich beide, auch mit Hilfe des Westens, bis an die Zähne bewaffnen konnten, haben für einen solchen Fall mit der »Entfesselung der Hölle« gedroht.
Die Ursache des Übels, das iranische Regime selbst, wird auch ein solcher Militärschlag wohl nicht beseitigen können. Solange es im Iran aber keinen grundlegenden Wandel gibt, sieht es für die Zukunft des ganzen Nahen Ostens düster aus. Denn der Iran arbeitet nicht nur fieberhaft an seinem Atomprogramm und unterdrückt die Bevölkerung im eigenen Land, sondern unterstützt unzählige Terrororganisationen und Islamisten in der Region. Allein über die Hälfte aller Anschläge gegen irakische Zivilisten und Sicherheitskräfte sollen in den vergangenen Jahren aus dem Iran finanzierte Milizen verübt haben.
Dass es früher oder später zu einem verheerenden Krieg kommen wird, falls dem Iran weiter freie Hand gelassen wird, müsste spätestens jetzt erneut klar geworden sein. Mit Dialog, Entgegenkommen und wirtschaftlichen Offerten, also praktizierter deutscher Iranpolitik, wird sich dieser Krieg ganz sicher nicht verhindern lassen.