Tapas für die Basken

Das »Clash« in Berlin-Kreuzberg umgibt der Charme des Punk. An diesem winterlichen Montagabend bilden ein paar Kerzen und baskische Volksmusik einen Kontrast zum üblichen Ambiente der Kneipe, obwohl schon der erste Zigarettenrauch in die Nasen der Anwesenden zieht und es bald so vernebelt sein wird wie immer. Doch der Raum, den sonst Bier trinkende Tischkickerspieler füllen, dient diesmal als kleiner Ausstellungsbereich. Statt des alten Posters von Joe Strummer sind die Bilder der Fotoausstellung »Kilometro Zero« zu sehen. Die Fotos scheinen verschiedene Urlaubssituationen zu zeigen, wie den Blick auf eine in die Dunkelheit führende Autobahn oder eine Familie in einem Schnellrestaurant. Schaut man jedoch auf die im Autospiegel reflektierten dunklen Augen einer jungen Frau, erkennt man tiefe Trauer. Mit Urlaub hat das nichts zu tun. Es geht um den Umgang mit den 762 Basken, die als politische Gefangene gelten und in spanischen Gefängnissen sitzen. Meist stellt der einzige Beweis für eine Eta-Mitgliedschaft ein Schuldbekenntnis dar, das unter Haftbedingungen erzwungen wurde, die Amnesty International bereits mehrfach kritisiert hat. Die soziale Isolation soll den Gefangenen eine weitere Strafe sein. Deshalb werden die mutmaßlichen Eta-Mitglieder weit weg von möglichen Besuchern inhaftiert. Eine laminierte Infokarte, die unter einer der fünf Fotostrecken angebracht ist, erzählt die Geschichte eines Vaters, dessen Zelle 1 100 Kilometer von seinem Heimatort entfernt ist. Er darf nur zweimal pro Woche 20 Minuten lang Besuch empfangen. Eine andere Infokarte liefert Zahlen: In den 24 Jahren dieser »Zerstreuungspolitik« kam es unter den pendelnden Besuchern zu rund 300 Autounfällen – mit 100 Schwerverletzten und 16 Toten. Mit der Ausstellung macht das »Clash« auf diese Probleme aufmerksam. Der Erlös aus den hier angebotenen Tapas geht an die Gruppe »Etxerat« im Baskenland, die betroffene Familien unterstützt und eine Rückverlegung der Gefangenen ins Baskenland fordert.