Vergangenes Wochenende rief der Castor wieder viele Menschen ins Wendland. Auch in die Göhrde, einen waldreichen Landstrich im Norden der Region, zogen zahlreiche Anti-Atom-Aktivisten. In Metzingen sitzen am Freitagabend einige in einer Scheune, kleben Armschützer aus Kunst- und Schaumstoff, stopfen Heu in Kartoffelnetze, basteln sich einen Gesichtsschutz gegen Pfefferspray. In das Zirkuszelt kommen fast 1 000 junge Leute in dicken Anoraks und Windstoppern, mit Wollmützen und Stirnlampen. Sie sitzen dicht gedrängt auf dem Boden. Ein junger Mann erhebt seine Stimme: »Ich sollte jemandem Tabak vom Einkauf mitbringen, bitte melde er sich doch!« Leider habe er sich sein Gesicht nicht gemerkt. Dann beraten die Castor-Gegner, wie es am nächsten Morgen weitergehen soll. Am Samstagvormittag, ein paar Wiesen und Wälder entfernt, schieben sich über 400 Aktivsten über die Äcker. Auf dem nahen Asphaltweg rollen über 20 Einsatzwagen der Polizei, nebenher joggen behelmte Polizisten in Kampfmontur. Auf einem abgeernteten Maisfeld sind die Aktivisten scheinbar von der Polizei umringt. Doch wenige Minuten später zieht die Raupe in Richtung Schiene über die Wiesen, windet sich an der Polizei vorbei – sowie an einer aufgescheuchten Kuhherde. Der Bauer versucht, die Tiere zu beruhigen. Sauer ist er auch, weil seine in Folie eingeschweißten Heuballen aufgeschlitzt wurden. Die Polizeikolonne kommt nicht nach, weil die Ortsdurchfahrt mit Autos zugeparkt wurde. In Dannenberg protestierten über 20 000 Menschen. Obwohl mittlerweile in der ganzen Republik »ergebnisoffen« nach einem »Endlager« gesucht werden soll, wurden wieder elf Castoren in der »Kartoffelscheune« genannten Halle abgestellt. 2012 sollen der Kampagne »Castor schottern« zufolge nur drei Millionen Euro in die Suche eines neuen Standorts investiert werden, 73 Millionen sollen wieder an den Salzstock Gorleben gehen. Dort wird seit Jahren nicht nur »erkundet«, wie es offiziell heißt, sondern ausgebaut.