Schlechter Job als Metapher

Irgendwie ist Amy bei Allsecura gelandet, einer international operierenden Sicherheitsfirma. Sie ist nicht bloß eine Fremde, sondern auch denkbar ungeeignet für den Job dort. Man will sie eigentlich nicht, behandelt sie schlecht, in­trigiert gegen sie. Doch wer weiß, vielleicht will man sie nur testen? Amy befindet sich in der Ausbildung: Die verstörende Orientierungslosigkeit, die hier produziert wird, soll mittelbar Sicherheit erzeugen. Denkbar ungeeignet für das menschenverachtende Programm der Allsecura ist Amy, weil sie bereits vor ihrem Firmeneintritt furchtbar haltlos war. Haltlos, sozial isoliert und alkoholkrank.
Das literarische Psychogramm der 24jährigen Protagonistin ist schematisch, aber glaubwürdig; das Portrait der Firma als undurchsichtige Produzentin von Schmerzen und Unsicherheit ist zweifellos eine düstere Metapher für unsere Gegenwart. Die Geschichte wird aus Amys Perspektive erzählt, in knappen, mitunter ruckartigen Sätzen. Manche haben keinen Anfang, andere reißen jäh ab. Der Stil passt insgesamt sehr gut zu diesem (hyper-)realistischen Roman, der auch von Vergewaltigung und Mord handelt, ohne deshalb ein Krimi zu sein.
Die Autorin erzeugt eine fiebertraumartige Nähe zu einer Protagonistin, die nicht klarkommt, die mit allem fremdelt. Schmerzhaft ist das und für den Leser durchaus anstrengend. Streeruwitz ist eine wahrhaft gnadenlose Experimentatorin.

Marlene Streeruwitz: Die Schmerzmacherin. S. Fischer, Frankfurt a. M. 2011, 400 Seiten, 19,95 Euro