Es lohnt sich nicht

Aufgepasst, Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeiter, die ihr es nicht so dicke habt! Es ist doch nicht schwer: Einfach »erfolgreich arbeiten« und »Schulden abbauen – Schulden vermeiden«! Das empfiehlt die Bundesregierung in zwei so betitelten Broschüren. Wer es erträgt, sich von Angela Merkel per Grußwort ans Händchen nehmen und von den abgebildeten Propagandastatisten angrinsen zu lassen, erfährt in den »Ratgebern« unter anderem »Wissenswertes rund um das Arbeiten«. Nämlich: »Existenzgründungen eröffnen leistungsbereiten und ideenreichen Menschen die Möglichkeit, sich etwas Eigenes aufzubauen.« Wer die Publikationen parallel liest, findet in der zweiten Broschüre jedoch dieses Beispiel zur Verschuldung: »Frau G., 23 Jahre alt, ist alleinerziehende Mutter eines kleinen Kindes. Der Versuch, sich mit einer Imbissstube selbständig zu machen, scheitert. Sie macht wenig Umsatz, und es kommt zu Problemen mit den Lieferanten, dem Verpächter und dem Finanzamt. Schulden: 25 000 Euro.« Auch wer nicht als selbständiger Currywurstverkäufer scheitert, sondern als freiberuflicher Journalist angesichts des Kontostands regelmäßig Schweißausbrüche bekommt, weiß: Selbständigkeit ist eine bittere Angelegenheit – allerdings nicht für Merkel. Wir abgebrannten Selbständigen tauchen nämlich nicht in der Arbeitslosenstatistik auf. Und so heißt es im Jubelgrußwort: »Noch vor wenigen Jahren war Arbeits­losigkeit eine unserer größten ­Sorgen. Das hat sich verändert.« Sorgenfrei dank Selbständigkeit – schön, dass es ­wenigstens bei der Kanzlerin klappt.