Praktikanten­jammer

Jahrelang hat die »Generation Praktikum« von ihrem Leben in der Endlosschleife berichtet, Ausbeutung und Aussichtslosigkeit beklagt. Und wir sind darauf hereingefallen! Zum Glück hat sich das Enthüllungsmagazin Cosmopolitan in seiner Aprilausgabe der Wahrheit angenommen: Die typische Praktikantin ist »nur eine von vielen potentiellen Arbeitnehmerinnen, die den ersten Teil dieses Wortes nicht verstehen: Arbeit«. Und fast allen Praktikanten ist »das Nehmen wichtiger als der Part mit der Arbeit«. Aber: »Das ist nicht normal. Normal sind lange Tage (und nein, acht Stunden sind nicht lang).« Heutzutage »tänzeln Praktikanten« entweder »pfeifend in der Kaffeeküche rum«, oder sie »kratzen die Kurve, weil sie der Alltag im Büro schockiert«. Früher war das anders: »Erst Kaffee kochen und kopieren, dann Karriere machen: So haben Generationen von Praktikanten den Berufseinstieg erlebt.« So ergeht an die »Generation Praktikum« der Befehl: »Aufwachen, lächeln, arbeiten!« Es bleibt zu hoffen, dass Cosmopolitan die investigative Arbeit fortführt. Denn wie man dank der Vorarbeit anderer Enthüllungsmedien weiß, gibt es hierzulande viele Menschen, die lieber »nehmen« als »arbeiten«: ALG-II-Bezieher, Sozialhilfeempfänger, Asylsuchende und Rentner beispielsweise. Sollte Cosmopolitan das erledigt haben, könnte sich das Magazin auch einmal überbezahlten Schreibern von Hochglanzpostillen widmen. Also, Cosmopolitan, keine Zeit verlieren, sondern: »Aufwachen, lächeln, arbeiten!«