Sex, Nazis, Tiere

Neulich sprachen wir im Bekanntenkreis über Crowdfunding und darüber, ob das Geldersammeln im Internet als Finanzierungsmodell für das eigene Kulturschaffen taugt. Kann man sich das vorstellen? Man plant eine Ausstellung und bettelt das Budget online zusammen? S., eine Freundin, die eine Ausbildung zur Mediatorin macht, meinte, Crowdfunding sei der »heiße Scheiß«. Sie überlege, die Mediationsgeschichte hinzuschmeißen und sich als Crowdfunding-Coach selbstständig zu machen. Bald werde sie uns alle beraten, wie wir an das Geld für unsere Projekte kommen. Der Rest von uns war eher skeptisch. Was muss man tun, um an die Massen von Mikroinvestoren heranzukommen? Hat man überhaupt eine webkompatible Identität? Und ist das eigene Kulturprojekt auch internet­affin? M., der sein Geld momentan mit dem Verfassen von Kochbüchern verdient, meinte, »Nazis und Sex laufen immer«, und verwies auf die beiden Vorzeigeprojekte der Crowdfunding-Szene, »Iron Sky« und »Hotel Desire«. Eventuell gingen »auch Tiere«, meinte M. Daraufhin war D., die seit längerem über Partisanen im ehemaligen Jugoslawien recherchiert, extrem frustriert und rechnete sich beim Crowdfunding keine großen Chancen aus. L., eine Künstlerin, die mit Knochen aus Tierge­rippen arbeitet, war dagegen optimistischer.
Und man selbst? Neuerdings häufen sich Anfragen, ob man nicht über ein Buch oder ein Album schreiben will, das zwar noch gar nicht existiert, aber schon mal ein bisschen Werbung braucht. Fürs Crowdfunding.