»Da will jeder glimpflich davonkommen«

Im Jahr 2010 übernahm der Investor Nicolas Berggruen die kurz vor der Insolvenz stehende Einzelhandelskette Karstadt. Für die Beschäftigten war die harte Zeit nicht vorbei: Für den Schutz vor Entlassungen erklärten sie sich in einem Sanierungstarifvertrag unter anderem zum Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld bereit. Der Vertrag läuft im September aus. Anfang der Woche hat die Unternehmensleitung angekündigt, 2 000 Beschäftigte zu entlassen. Eine Mitarbeiterin bei Karstadt am Berliner Hermannplatz spricht über die Neuigkeiten.

Heute früh hat die Unternehmensleitung verkündet, dass 2 000 Beschäftigte entlassen werden sollen. Haben Sie schon davon gehört?
Ja klar, die schlechten Nachrichten verbreiten sich schnell.
Und wie ist die Stimmung in Ihrer Filiale?
Den Umständen entsprechend. Die Laune steigt nicht gerade, aber Panik herrscht auch nicht. Es hat ja noch niemand eine konkrete Kündigung auf dem Tisch. Ich denke mal, deswegen hofft halt jeder noch, dass es ihn nicht erwischt.
Wissen Sie denn, ob und wie Ihre Filiale betroffen ist?
Nein, da habe ich noch nichts gehört. Es ging nur die Nachricht rum, dass Leute entlassen werden. Wie, wann, wo, wer, da habe ich keine Ahnung. Das dürfte laufen wie üblich: Da wird dann Leuten angeboten, früher in Rente zu gehen, die Teilzeitstellen werden gestrichen. So könnte ich mir das vorstellen.
Arbeiten Sie in Teilzeit?
Nein, ich habe eine Vollzeitstelle.
Sie haben also gute Aussichten?
Ich hoffe es mal. Das klingt jetzt hart den anderen gegenüber. Allzu alt bin ich noch nicht. Mir wird die Rente sicher nicht angeboten, das wäre noch ein bisschen zu früh.
Die Beschäftigten bei Karstadt haben auf etliches verzichtet, vor allem auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, um ihre Arbeitsplätze zu behalten. Nun sollen trotzdem Leute entlassen werden. Kommen Sie sich veräppelt vor?
Ja sicher, das ist schon ein Witz. Aber wie gesagt: Man weiß noch nichts Genaues. Mal sehen, wie die Entlassungen ablaufen. Und dann muss man überlegen, wie man reagiert.
Denken Sie, die Beschäftigten lassen sich das bieten?
Die meisten sind froh, dass sie einen Arbeitsplatz haben. Da will jeder glimpflich davonkommen und hofft, dass es ihn nicht erwischt. Ist so, im Ernst.