Das Raus-Rein-Spiel

Ja, wie denn nun, Spiegel? Im Mai blickten wir auf dein Titelbild, auf dem eine verwüstete Akropolis sowie eine zerbrochene Euro-Münze zu sehen waren. Die Schlagzeile lautete: »Akropolis adieu! Warum Griechenland jetzt den Euro verlassen muss«. Das »Comeback der Drachme« beziehungsweise die »Renaissance der Drachme«, ließest du uns damals wissen, sei »unvermeidlich«. Und so zitiertest du, Spiegel, als Kronzeugen für die »Einsicht«, dass »Athen die Währungsunion verlassen sollte«, den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer mit den Worten: »Wir müssen Deutschlands ökonomische Stärke erhalten, das ist wichtiger als ein Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone.« Doch in dieser Woche, Spiegel, forderte dein Kommentator Sven Böll nicht etwa erneut »Griechen raus!«, wie es Rösler, Seehofer und der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) wieder einmal getan hatten. Nein, er warnte vor »Spekulationen über Griechenlands Euro-Aus«, vor einem »Spiel mit dem Feuer«, vor »brandgefährlichen« Vorschlägen der »Politvereinfacher vom Typ ›Seerösler‹«. Was treibt diesen Böll nur um, wo du, Spiegel, Griechenland doch längst propagandistisch der Euro-Zone verwiesen hast? Das fragten wir uns, die Antwort gab uns Böll selbst. Nicht aus Solidarität warnt er vor dem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, sondern aus patriotischem Pflichtgefühl, »denn für Deutschland hängt fast alles am Euro«. Lobende Worte für die »Durchwurstel-Doktrin« von Merkel und Schäuble fand er, denn »überzeugende Alternativen scheint es nicht zu geben« zu der Handhabe, »von Fall zu Fall die richtige Entscheidung« zu treffen. »Gerhard Schröder hat das nach langem Zögern mit der Agenda 2010 gemacht. Und es sieht so aus, als würde Angela Merkel seinem Beispiel mit ihrer Euro-Agenda folgen.« Solange es Deutschlands Interessen dient, sollen die Griechen eben mit der Währung Euro hartzen gehen. Ob oder wie lange dies noch der Fall ist, muss man beim Spiegel aber wohl noch einmal diskutieren.