Save Maybachufer 18!

»Ob Nuriye, ob Kalle, wir bleiben alle!« Dieser Slogan prangt auf einem Transparent, das die Demonstranten gegenüber dem Geschäftssitz der Falstaf Vermögensverwaltung AG in Berlin angebracht haben. Auf einer Kundgebung am Donnerstag voriger Woche solidarisieren sich die 70 Teilnehmer mit Nuriye Cengiz. Ihr droht die Zwangsräumung ihrer Kreuzberger Wohnung durch Falstaf. Diese Firma erwarb 2008 alle Wohnungen des Hauses am Maybachufer. Da der Berliner Senat sich zuvor gegen die weitere Subventionierung der Sozialwohnungen entschieden hatte, konnte der Vermieter die Miete der Wohnung von 386 auf 626 Euro anheben. »Ich habe gehofft, dass das meine letzte Wohnung ist«, sagt die Rentnerin Cengiz auf der Kundgebung. Wegen ihrer Behinderungen sei sie auf diese Wohnung angewiesen. Sie gehört zu den letzten Mietern im Haus, in dem es fast nur noch Eigentumswohnungen gibt. Cengiz klagte gegen ihre Kündigung und unterlag in zwei Gerichtsinstanzen, sie legte Berufung ein. »Notfalls werden wir die Räumung durch Blockaden verhindern«, kündigte das Bündnis »Zwangsräumung verhindern« an, das zum Protest aufgerufen hatte. Ob dann mehr als die üblichen Verdächtigen erscheinen, ist fraglich. »Leider kommen zu diesen Veranstaltungen viel zu wenige Migranten, dabei sind sie doch besonders betroffen«, bemängelt eine Teilnehmerin. Die Redner auf der Kundgebung stellen eine Verbindung zu anderen Mieterkämpfen her und rufen dazu auf, das seit zehn Wochen bestehende Protestcamp am Kottbusser Tor zu besuchen. Unterstützt wird das Bündnis auch von linken Gruppen. Dass ihr Protest nicht bei der Forderung stehenbleibt, allen gesellschaftlichen Schichten ihren Platz in der Innenstadt einzuräumen, sondern speziell die »Entwurzelung langjähriger Kiezbewohner« kritisiert, wirkt jedoch weniger kapitalismuskritisch, sondern eher konservativ. Die eingestreuten Protestsongs der zwanziger Jahre und lyrische Aufrufe zu Klassen- und Barrikadenkampf muten deshalb seltsam an.