Die kanadische Elektroclash-Sängerin lud zum Flashmob in den Mauerpark

Peaches ohne Musik

Für Uneingeweihte wirkte es »like an inofficial fashion party«, wie ein Passant formulierte. Am Mittwoch voriger Woche versammelten sich 400 Menschen im Berliner Mauerpark, um die kanadische Elektroclash-Sängerin Peaches bei einem Videodreh zu unterstützen.

Die Künstlerin will mit ihrem neuen Musikclip, der über das Internet verbreitet wird, Solidarität mit der russischen Punkband Pussy Riot zum Ausdruck bringen. Gegen drei Mitglieder läuft in Russland ein Verfahren wegen einer regierungskritischen und antiklerikalen Aktion in der zentralen Kirche der russischen Orthodoxie. Der Staatsanwalt fordert drei Jahre Haft für die Frauen, ein Urteil wird für den 17. August erwartet.

Einige Prominente wie zum Beispiel Madonna haben sich bereits solidarisiert. Insbesondere Feministinnen protestieren gegen die Repression und den autoritären Muff der russischen Gesellschaft. In Berlin wurden die Komparsen mit den für Pussy Riot typischen bunten Masken ausgestattet. Einige der über Facebook mobilisierten Unterstützer hatten weitere Accessoires mitgebracht, zum Beispiel eine Ukulele, eine Wrestler-Maske, Glitzerstaub und Feenflügel.

Viele Statisten sprachen Englisch, einige waren Touristen, teilweise schlossen sich Menschen, die vorbeikamen, spontan an. Die »linke Szene« glänzte weitgehend durch Abwesenheit. Auf Peaches’ Kommando wurde dann nacheinander gejubelt, getanzt oder die Fäuste wurden in Luft gereckt.

Musik gab es keine, »das muss alles in eurem Kopf passieren«, erklärte Peaches. Als vereinzelt Statisten versuchten, durch das Rufen von Parolen das straffe Programm zu ergänzen, verbaten sich das die Mitarbeiterinnen des Peaches-Teams. Einige Queer-Aktivistinnen konnten diese Reglementierungen nicht nachvollziehen. »Warum kann kein echter Flashmob gefilmt werden?« fragte eine Teilnehmerin.

Nach einer halben Stunde war genug Material gedreht. Grund für die Eile: Die Aktion war nicht als Versammlung angemeldet. Die Polizei ließ sich allerdings erst blicken, als alles bereits vorbei war.