Subtiles Grooven

Wenn Cooly G das Stück »Sunshine« singt, erinnert das an die Sonne, die nach einem großen Regen wieder scheint. Eine Sonne von versöhnender Kraft scheint in vielen Tracks der 29jährigen Merrisa Campbell, was mitunter an ihrer souverän dahingleitenden, lässig-klugen Stimme liegt. Es ist ein sonorer, angenehm zurückhaltender Gesang, der anscheinend viele Dinge weiß, dieses Wissen aber nicht ausstellt. Beim Anhören stellt sich körperliches Wohlbefinden ein, eine Art Aufgehobensein.
Und wie wundervoll die britische Musikerin auf ihrem Debüt »Playin’ Me« alles variiert: Sie bastelt Beats in vielerlei Formen; mal wie Dub­step, mal wie runtergepitchter Drum’n’Bass, mal Abstract HipHop, dann wieder Dub- und Garage House zugeneigt. Der Rhythmus entfaltet eine zumeist sanfte Schubkraft. Bässe tauchen ab in tiefste Tiefen. Darüber tröpfelt es, Synthiestrings fliegen hoch oben entlang, ein Piano spielt reduziert auf. Es ist ein subtiles Grooven mit ein paar erlesenen Ecken und Kanten zur rechten Zeit am richtigen Ort. Ein tendenziell schüchterner, bisweilen erhabener Sound in Seidenmatt-Schwarz.
Campbell, die bereits als Teenager berühmt geworden ist, gehört zu den wenigen Frauen des britischen Bass Continuums. Produzieren, Platten auflegen, all das hat sie sich mit 17 Jahren beigebracht. Hervorragend Fußballspielen kann sie auch. Sie hat für die Tate Gallery gearbeitet und ist inzwischen Mutter von zwei Kindern. Man möchte fast neidisch werden.

Cooly G: Playin’ Me.
Hyperdub/Cargo