Unter Gästen

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Olympiakos Piräus ist so etwas wie Bayern München hoch drei. Die werden grundsätzlich immer Meister und meistens gewinnen sie auch den griechischen Pokal. Daher spielen sie auch immer international und präsentieren sich dabei äußerst heimstark. 30 Jahre lang hat keine deutsche Mannschaft mehr im Karaiskakis-Stadion gewonnen – bis zum Dienstag voriger Woche. Da kam der FC Schalke 04. Piräus mit seinem Hafen liegt zehn Kilometer vom Athener Zentrum entfernt. Mit dem Motorrad braucht man vom Jungle-Headquarter in Gazi 15 Minuten dahin, ohne Helm und mit 80 Sachen. Unter coolen Leuten ist Olympiakos natürlich total verschrien. Zu erfolgreich, zu viele Deppen-Fans. Sportreporter hingegen lieben den Verein, weil das 33 000 Plätze umfassende Stadion so ein »Hexenkessel« sei. Die genauere Begutachtung enttäuscht jedoch: keine Stehplätze, kein Bier, nicht mal Ouzo. Der Gästeblock ist mit über 600 Schalkern an diesem Abend halbwegs gut gefüllt.
Das Spiel endet verdient für uns, äh, also die Gäste. Aber dann gibt es eine dritte Halbzeit. Die zahlreichen Ordner und Polizisten lassen uns nicht gehen, weil im Schalke-Block angeblich eine Mazedonien-Fahne gezeigt worden sei. Das ist nicht auszuschließen, denn es besteht eine Fanfreundschaft zwischen Schalker Ultras und jenen von Vardar Skopje. Auch wurde mehrfach »Gelsenkirchen, Skopje« gerufen. Dies provozierte einige griechische Piräus-Fans dermaßen, dass sie kaum mehr aufhören wollen, auszuflippen, und der Sicherheitsdienst sieht es ähnlich: Solange die Fahne nicht herausgerückt wird, lasse man uns alle zusammen nicht gehen. Eine Stunde vergeht in Geiselhaft, zum Glück ist es eine warme Spätsommernacht. Es ist halb eins nachts, das Licht im Stadion längst ausgegangen, die Kehlen sehr trocken, da gilt die Demütigung der griechischen Nation offenbar als gerächt und man lässt uns doch noch aus dem Stadion abziehen. Schnell mit 80 Sachen ohne Helm ins Headquarter und erstmal ein kühles »Alpha« runtergestürtzt. Yamas!