Feuerwerk und Farbbeutel

Auf einmal ist Schluss: Ungeplant endete die Silvio-Meier-Demonstration am Berliner Bahnhof Lichtenberg. Als die ersten der etwa 5 000 Teilnehmer den Bahnhof betreten wollten, blockierte die Polizei die Eingänge und nahm alle paar Minuten Menschen aus der Menge fest. Später stellte sich heraus, dass das veranstaltende Bündnis die Demonstration vorzeitig für beendet erklärt hatte. Der Anlass für die Versammlung am Samstag war der 20. Jahrestag der Tötung des linken Aktivisten Silvio Meier durch Neonazis. Es ging bei der Demonstration nicht nur um das Gedenken, Thema war auch die Verstrickung des Verfassungsschutzes mit dem NSU. Mit einem geordneten Ende war nach einem Steine- und Farbbeutel­regen auf ein von Neonazis genutztes Ladengeschäft nicht mehr zu rechnen. Die von Anfang an kämpferische Stimmung wurde im Verlauf durch Sympathiebekundungen von Anwohnern und mit Feuerwerken bei auf dem Weg liegenden Hausprojekten aufgeheizt. Zur Abkühlung nutzte die Polizei die Gelegenheit, den neuesten Wasserwerfer aufzufahren. Schließlich zerstreute sich die Menschenmasse in Lichtenberg. Man verließ die Veranstaltung mit gemischten Gefühlen: Das Nebeneinander von grimmig-disziplinierten Autonomen und betrunkenen Punks und die Beschallung durch Partymusik ließen ungute Erinnerungen an 1. Mai-Rituale in Kreuzberg aufkommen. Immerhin führte ein »Frauen Lesben Trans Inter«-Block in rasantem Tempo die Demonstration an. Dem Bündnis zufolge war das ein »klares Zeichen gegen Sexismus und Mackertum«. Schon wenige Meter dahinter war davon allerdings wenig zu merken: Gefühlt jede zweite Parole richtete sich gegen »Bullen« – alles »Bastarde«. Und auch sonst gab es Fragwürdiges: Ob die Musik des neuerdings »patriotischen« Rappers Samy Deluxe, der Block der DKP oder die teilnehmenden Unterstützer der PKK dem antiautoritären Silvio Meier gefallen hätten, kann bezweifelt werden.