Regenschirme gegen Salehi

In Berlin gibt es zwei Rauchstraßen. Die eine liegt in Haselhorst, wo die Stadt aufhört und die brandenburgische Ödnis anfängt. In der anderen fand am Montag eine Kundgebung gegen den Besuch des iranischen Außenministers Ali Akbar Salehi bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) statt. Mein Smartphone kann fast alles, aber diese beiden Straßen zu unterscheiden, fiel ihm schwer. So endet man, wo niemand an einem verregneten Morgen sein möchte: an der Bushaltestelle Haselbusch in Haselhorst. Zur gleichen Zeit auf der anderen Seite der Stadt: Die Aktivisten von »Stop the Bomb« und die exiliranische Gemeinde Berlins haben sich vor dem Anwesen der DGAP eingefunden. Etwa 80 Menschen in Regencapes und mit bunten Regenschirmen halten Plakate hoch, auf denen sie Salehi als »Mullah’s Terrorist Foreign Minister« betiteln. Mittlerweile haben auch mein Handy und ich es geschafft, uns am Ort der Demo einzufinden. Einige der Exiliraner haben sich aus Protest eine Galgenschlinge um den Hals gelegt, sie fordern: »Keine Bühne für Salehi«. Im strömenden Regen sieht die kleine Gruppe ziemlich trostlos aus. Eintreffende Gäste, vornehmlich Diplomaten, betreten das Gebäude unter lauten Buhrufen und dem sicheren Schutz ihrer Regenschirme. Salehi allerdings wird durch den Hintereingang hereingeschleust. Er wird später vor den ausgesuchten Gästen über »Iran’s Role in Regional Peace and Balance of Power« sprechen. Vorne ruft die Menge: »Schäm dich!« Während draußen schon die Plakate eingerollt und die Galgen auseinandergebaut werden, gibt es im Saal dann doch noch einen kleinen Eklat. Kazem Moussavi, Sprecher der Green Party of Iran in Deutschland, unterbricht den Vortrag noch bevor er begonnen hat. »Beenden Sie dieses Theater«, fordert er. »Salehi ist ein Mörder und gehört vor ein Gericht.« Die Zuhörer reagieren schneller als der Ordnungsdienst. »Pssst!«, raunzt ihm der Saal zu. Kritik am Iran will hier niemand hören.