Südkoreas Merkel

Ob es mit dem ökonomischem Aufschwung tatsächlich klappt, ist fraglich. In einem anderen Index wird Südkorea unter seinem neuen Staatsoberhaupt aber sicher ein paar Plätze nach oben klettern. Die am Montag vergangener Woche vereidigte 61jährige Park Guen-hye ist die erste Präsidentin des Landes. Den schmählichen 108. von insgesamt 135 Plätzen im »Global Gender Gap Index« dürfte Südkorea also bald abgeben, schließlich sind Frauen in Führungspositionen bei diesem Ranking gern gesehen. Ansonsten dürfte sich nicht viel ändern in dem hochmodernen, aber sehr konservativen und patriarchal geprägten Industrieland. Politisch konservativ ist Park selbst, auch wenn sie als unverheiratete und kinderlose Frau mit traditionellen Vorstellungen bricht. Ihr Empowering von Frauen beschränkte sich im Wesentlichen auf Wahlkampfslogans wie »Eine Frau, bereit für die Präsidentschaft« und die Ansage, sie werde das Land »mit Fürsorge und Zähigkeit« führen, »wie der Geist einer Mutter, der jeden Haushalt beschützt«. Unter anderem versprach sie, kostenlose Kinderbetreuung für die ersten fünf Lebensjahre einzuführen, was gemeinhin unter familien- und damit frauenfreundliche Politik gezählt wird und bevölkerungspolitisch schlau ist, da die Gesellschaft als überaltert gilt. Die wichtigsten politischen Themen bleiben für Park wie für die Opposition aber wirtschaftliches Wachstum und eine mögliche Annäherung an Nordkorea.
Park auf ihr Geschlecht und eine davon abgeleitete Politik zu reduzieren, wäre natürlich nicht sehr progressiv, gewählt wurde sie auch weniger als Frau denn als Tochter. Vor allem ältere Koreanerinnen und Koreaner sollen für sie gestimmt haben, weil sie mit ihr die wirtschaftliche Prosperität unter der Herrschaft ihres Vaters Park Chung-hee von 1961 bis zu seiner Ermordung 1979 verbanden. Guen-hye entschuldigte sich zwar für die während der Diktatur begangenen Menschenrechtsverletzungen, verteidigte aber den Militärputsch von 1961. Bislang ist es Park trotz der geringen programmatischen Unterschiede zwischen ihrer Partei Saenuri und der eher liberalen Oppositionspartei DUP nicht gelungen, ein Kabinett zu bilden. Vor allem ihr Plan, ein neues Medienministerium zu schaffen, stößt auf Widerstand, da eine staatliche Kontrolle der Medien befürchtet wird. Die entstandene Blockade wertete Park als hinderlich für die dringende Lösung der wirtschaftlichen Probleme.