Schön sein hilft

»Die erste schwarze Miss Israel wird gewählt und (Obama) ist der erste schwarze amerikanische Präsident. Das passt zusammen«, zitierte der Guardian vergangene Woche Yityish Aynaw, die neue Miss Israel. Es mangelt ihr weder an Schönheit noch Selbstvertrauen, ohne diese hätte sie es wohl auch nicht so weit geschafft. Aynaw ist mit zwölf Jahren, nach dem Tod ihrer Mutter, von Äthiopien nach Israel immigriert. Wie fast jede Israeli war sie zwei Jahre beim Militär, sie wurde Offizierin. Danach arbeitete sie als Verkäuferin in einer Boutique. Ihre Wahl zur Miss Israel ist ein Politikum innerhalb der israelischen Gesellschaft. Dunkelhäutige Menschen allgemein und insbesondere die 120 000 äthiopischstämmigen Juden werden rassistisch diskriminiert und sind sozial marginalisiert. Viele sind arbeitslos oder müssen schlecht bezahlt als Reinigungskräfte und Sicherheitsleute arbeiten. Einigen weißen Israelis gelten sie Haaretz zufolge wegen ihrer Hautfarbe als »nicht jüdisch genug«.
Rassismus und der Kampf dagegen gehören zum Alltag in Israel. Vor kurzem hatte ein israelisches Fernsehteam in einer Reportage den Vorwurf erhoben, dass äthiopische Jüdinnen und Juden zur Verhütung gezwungen worden seien. Das Thema wird seitdem in Israel heftig debattiert. Auch im Ausland wurde viel darüber gesprochen, wobei jedoch in vielen Fällen fälschlicherweise von Zwangssterilisationen die Rede war, offenbar aus einer antisemitischen Motivation heraus, um Israel zu dämonisieren. Im vergangenen Frühjahr berichtete der israelische Sender Channel 2, dass 120 Hausbesitzer in Kirijat Malakhi, einer Kleinstadt im Süden des Landes, den Pakt geschlossen hätten, keine Wohnungen oder Häuser an äthiopischstämmige Menschen zu verkaufen oder zu vermieten. 400 Kindern aus Äthiopien droht in Israel außerdem eine Abschiebung, wogegen es wöchentlich Demonstrationen gibt. Nach ihrer Wahl zur Schönheitskönigin erzählte Aynaw, wie schwierig es für sie gewesen sei, ihren Platz in der israelischen Gesellschaft zu finden. Sie betonte auch, dass es wichtig sei, der Welt zu zeigen, wie bunt und vielfältig Israel sei. Sie wolle das Land als Ganzes vertreten. Außerdem will sie Model werden. Bekannt genug ist sie ja nun. Kurz nach der Wahl bekam sie einen Anruf aus dem Weißen Haus: Der von ihr als schwarzer Vorkämpfer bewunderte Barack Obama lud sie zu einem Abendessen ein.