Die Geschichte des Kreuzberger Vereins Türkiyemspor als Bühnenstück

Fußballtheater

Die Geschichte des Kreuzberger Vereins Türkiyemspor als Bühnenstück.

Der Trainer hält einen Monolog. »Multikulti. Multikulti. Ich hasse dieses Wort.« Gerade hat eine Spielermutter die Umbenennung des Vereins in »Multikulti« angeregt. Der Monolog des Trainers gehört zum Theaterstück »Liga der Verdammten«, das gerade im Ballhaus Naunynstraße in Berlin aufgeführt wurde. Das Stück, inszeniert von Neco Çelik, geschrieben von Imran Ayata, handelt von dem Kreuzberger Fußballverein Türkiyemspor, der derzeit insolvent ist.
Leicht hatte es der Club nie, die deutschen Fußballfunktionäre beobachteten seine Anfangserfolge mit Misstrauen. Seit 1989/90, als das Team zu Spielen nach Ost-Berlin und Brandenburg musste, wurde es immer wieder Ziel von Naziangriffen. Im Theaterstück wird die übliche Szenerie auf dem Platz im Monolog eines Schiedsrichters geschildert: Ein A-Jugendspiel in Hohenschönhausen pfeift der Mann; schwierig, schwierig, weiß er, zumal 150 Hooligans am Spielfeldrand stehen; der Schiri verdonnert die zwei Kapitäne zu Sportlichkeit, Fairness und so. Auf den Rängen wird das Deutschland-Lied gesungen, »bis zur dritten Strophe«. Da ist er wieder. »Der Hitlergruß. Der gehört ja inzwischen im Stadion dazu wie der Ball.« Alltag eines türkischen Fußballclubs, dessen A-Jugend ein stinknormales Ligaspiel austragen will.
Regisseur Neco Çelik war eine Weile selbst im Aufsrichtsrat des Clubs, der ihm als Kind und Jugendlicher so viel bedeutet hat. Von dieser Bedeutung erzählen auch andere aus dem Ensemble: Kida Khodr Ramadan etwa, der den Trainer spielt, erzählt, dass er gerne für Türkiyemspor gespielt hätte. Der große Traum, der nicht erreichbar war.
Sportlich kämpft der Club gerade gegen den Abstieg aus der Sechstklassigkeit. Und finanziell ist er am Ende. Die Kampagne »Rettungsschirm für Türkiyemspor« versucht Geld aufzutreiben, um den Verein zu retten. Wofür die Rettung gut sein soll, bleibt unklar. »In gewisser Weise hat der Verein die Insolvenz verdient«, sagt Regisseur Çelik. Das Stück zeigt ganz gut, wie wenig überzeugend die Alternativen sind.
Es ist eine Schlussfolgerung, die man auch aus den Pressemitteilungen des Vereins ziehen kann. Damit die Rettung gelingt, wird der Verein als »Multikulti-Club« aus Kreuzberg präsentiert.
»Liga der Verdammten«. Ballhaus Naunynstraße, Berlin-Kreuzberg. 23. und 24. Mai.