Wolfgang Wiley Mozart

Er soll ja vier Alben pro Woche machen. Sich vorzugsweise unter Celebrities aufhalten, bei Filmpremieren neben Gwyneth Paltrow sitzen. Am liebsten wäre er Pharrell Williams. Aber mit Philipp Glass würde er auch gern zusammenarbeiten. Oder mit Arvo Pärt. Aber Freunde? Nein, er hat nicht nur Freunde. Hat auch Leute verprellt, weil er nicht zu seinen eigenen Auftritten gekommen ist. Hm, vergessen, kann ja mal passieren. Oder er wollte nicht noch einen drittklassigen Auftritt als DJ hinlegen, auch wenn er sicherlich dachte, es sich weiterhin erlauben zu können. Schließlich verbirgt er sein Gesicht hinter einer Maske.
Aber die spannende Frage ist doch: Ist Zomby nicht vielleicht der neue Aphex Twin? Ist sein Umgang mit Versatzstücken aus Jahrzehnten britischer und amerikanischer Musik nicht vollkommen sophisticated? Mehr noch als alle anderen Modelle dieser Ära des großen Zitatezirkus? Zomby will Mozart, Wiley und Speerspitze des Dubstep zugleich sein. Was ihm das Problem einbringt, dass er sich nirgendwo integrieren lässt. Wo sollten die insgesamt 33 Tracks von »With Love« in ihrer Skizzenhaftigkeit auch stattfinden? Zomby geht es um die Essenz von Ideen aus Hardcore und Jungle, Garage und Grime – er hält sich mit Entwicklung und Ausformulierung nicht auf. Deutet an, zerhaut, konzentriert sich auf den Kern. Vielleicht ist »With Love« eines dieser Post-Internet-Alben, die man in zehn Jahren als Klassiker bezeichnen wird.

Zomby: With Love. 4AD/Beggars Group