»Von Dresden nach Jena schieben«
Der Prozess ist ausgesetzt. Was machen Sie nun in der Freizeit?
Freizeit? Was ist das bitte? Normalerweise sind wir alle in der Jungen Gemeinde aktiv.
Ihre Gruppe ist jedes Mal von Jena nach Dresden gefahren, um den Prozess zu beobachten. Welchen Eindruck haben Sie dabei vom Freistaat Sachsen erhalten?
Super! Was kann man sich denn Schöneres vorstellen, als früh um halb sechs in ein Bundesland zu fahren, das einen mit einer Telekommunikationsüberwachung empfängt, für äußerst repressives Vorgehen bekannt ist und in dem volkstreue Bürgermobs die Heugabeln im Kerzenlicht für die nächste Migrantenjagd polieren. Vielleicht sollten wir in der neu gewonnenen Freizeit eine Tourismuskampagne für Dresden starten. »Gekommen, um zu fliehen – ein Urlaub zum Vergessen in Dresden!« Wäre doch ein schöner Slogan.
Wissen Sie, ob die Dresdener Behörden das wichtigste Beweismittel, den Lautsprecherwagen von Lothar König, der 2011 beschlagnahmt wurde, ordentlich pflegen? Irgendwann sind ja der TÜV und die ASU fällig.
Das ist auch eine unserer Hauptsorgen. Unser Lauti-Care-Paket wurde nach der Razzia 2011 vom sächsischen Innenminister Markus Ulbig nicht angenommen, die Bitte um Freifahrt alle zwei Wochen auch nicht. Wenn wir den Wagen wiederbekommen sollten, werden wir ihn wohl von Dresden nach Jena schieben müssen.
Viele haben sich mit Lothar König solidarisiert. Wer fehlt auf der Liste?
Sir Arthur Harris. Obwohl die sächsische Staatsanwaltschaft in Lothar den Vollender des Harrisschen Werks sieht, gab es bisher keine Solidarisierung. Dies hat uns sehr enttäuscht, da er auch auf postalische Anfrage nicht reagierte. Manche sagen, er sei tot, aber das wird von Tupac und Michael Jackson ja auch behauptet.