Neues Leben, alter Hass

Der neue Name sollte signalisieren, dass der Mann, der sich nun Louis Cachet nennt, Abstand von seinem früheren Leben genommen hatte. Mit seiner französischen Frau war er überdies nach Salon la Tour aufs Land gezogen, um dort die gemeinsamen Kinder auf einem idyllischen Bauernhof großzuziehen. In der vorigen Woche wurde allerdings klar, dass es mit der Distanzierung vom alten Leben nicht geklappt hatte: Varg Vikernes, ehemaliges Mitglied der Nazi-Blackmetal-Band Burzum und verurteilter Mörder, wurde von einem Einsatzkommando verhaftet. Terroristische Angriffe habe der Mann geplant, hieß es zunächst, seine Frau sei überdies Mitglied in einem örtlichen Waffenverein und habe kürzlich gleich mehrere Waffen gekauft. ­Vikernes habe zudem im Internet antimuslimische und antisemitische Hassbotschaften verbreitet.
Mittlerweile ist Varg Vikernes wieder frei. Allerdings fand sich auf seinem Computer wohl genug belastendes Material, um eine Anklage wegen des Verbreitens von Rassismus und Antisemitismus zu unterfüttern. Um festzustellen, dass das neue Leben von Vikernes das alte ist, hätte allerdings auch ein Blick auf die von ihm betriebene Homepage von Burzum gereicht. Dort bietet er als Varg Vikernes nicht nur Devotionalien rund um die Band an, sondern veröffentlicht auch in mehrere Sprachen übersetzte Pamphlete. In einem Brief ruft der Norweger die Franzosen dazu auf, den Front National zu unterstützen. Der FN sei praktisch die einzige Hoffnung, die den ­Franzosen bleibe, wenn sie das Land nicht verraten wollten, ansonsten drohe Überfremdung. Er selbst stamme ja aus Norwegen, »dem letzten Sowjetstaat auf Erden«, wo es eine derartige Partei, die das Land retten könne, nicht gebe. Außerdem auf der Homepage: Eine Abrechnung mit dem »Freimaurer-Zionisten« Anders Breivik, in der es unter anderem heißt, »die Juden« hätten den Islam gezielt nach Europa importiert (wie das vor sich gegangen sein soll, lässt Vikernes offen), um Menschen wie Breivik dazu zu bringen, »für sie« zu kämpfen und auf Utøya »die zukünftigen Mütter norwegischer Kinder« umzubringen. Aber es bestehe Hoffnung, »denn jeden Tag erwachen Tausende Europäer und sehen das wahre weiße Licht, und erkennen das wahre Gesicht der (hier folgen im Text eine Menge Adjektive, von geldgierig bis pädophil) Sklavenhalter-Juden« zu erkennen. Ein prima neues Leben hat Louis Cachet sich aufgebaut.