Was macht der amerikanische Songwriter Stephin Merritt, wenn er gerade keine zauberhafte Lo-Fi-Pop-Platte für sein Lieblingsprojekt, die sagenhaften The Magnetic Fields, einspielt? Dann schreibt der Mann mit dem herzergreifend charismatischen Brummbariton möglicherweise zauberhafte Electropop-Songs für sein anderes Lieblingsprojekt, die sagenhaften Future Bible Heroes, deren drittes Album »Partygoing« kürzlich erschienen ist. Auf »Partygoing«, wie auch auf den beiden zuvor veröffentlichten Alben der 1995 gegründeten Future Bible Heroes, hält Merritt sich fern von der Vielzahl an Instrumenten, die er sonst zu spielen pflegt. Und überlässt zwar nicht das Schreiben der Songs und das Texten augenzwinkernd misanthropischer Gemeinheiten, wohl aber das Instrumentieren und Arrangieren der melancholischen Miniaturhymnen dem Einfallsreichtum von Keyboarder Chris Ewen. Ewen hat ein kaum zu überhörendes Faible für die unterkühlt sehnsuchtsvolle, an großstädtische Verlorenheit und Neonreklame bei Nacht erinnernde 80er-Wavepop-Synthetik, wie man sie von OMD, den frühen Neon Judgement und von Human League kennt. Merritt wiederum teilt sich den Gesang mit Claudia Gonson, deren Stimme bei weitem nicht so ätherisch-sexy klingt wie die von Merritts Magnetic-Fields-Partnerin Shirly Simms. Macht aber nichts, Gonsons Gesang ist nämlich auch toll, ihr Timbre dunkler, herber, wissender. Eine kluge Frau, bei der Geheimnisse aller Art gut aufgehoben wären. Jedenfalls hört sie sich so an.
Future Bible Heroes: Partygoing (Merge/Cargo Records)
