Zwei Gründer der britischen English Defence League kehren dieser den Rücken

Die Gründer gehen stiften

Zwei Anführer der English Defence League verlassen ihre Organisation und wollen nun bei der Bekämpfung des Extremismus mit ehemaligen Islamisten zusammen­arbeiten.

Die im Juni 2009 gegründete rechte und islamfeindliche English Defence League (EDL) hat zwei ihrer Anführer und Mitbegründer verloren. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag voriger Woche sagten Tommy Robinson und Kevin Carroll in London, dass sie die Organisation verlassen werden. Tommy Robinson, der mit bürgerlichem Namen Stephen Yaxley-Lennon heißt, begründete seine Entscheidung damit, dass er die extremistischen Elemente in der EDL nicht mehr kontrollieren könne. Es sei ihm von Anfang an darum gegangen, Islamisten, aber nicht Muslime im Allgemeinen zu bekämpfen. Demonstrationen seien in diesem Zusammenhang aber nicht mehr von Nutzen und er wolle islamistischen Ideologien in Zukunft auf gewaltfreie, demokratische Art begegnen. Er repräsentiere nicht den Rassismus, der von einigen EDL-Mitgliedern geäußert werde.

In der Vergangenheit hatten die Anführer der EDL immer wieder beteuert, dass sie nicht rassistisch seien, sondern sich lediglich gegen fundamentalistische islamische Strömungen in Großbritannien wenden würden. Auf ihrer Website präsentierte sich die EDL als patriotische und antiislamistische Organisation, die Freiheit und Demokratie verteidigt. Es bestand allerdings eine Diskrepanz zwischen Rhetorik und Verhalten der EDL, besonders auf Demonstrationen. So wurde zum Beispiel gegen jeglichen Bau von Moscheen demonstriert und bei den Protestierenden handelte es sich überwiegend um gewaltbereite Islamhasser, die »Mohammed ist ein Pädo« und »Wer zum Teufel ist Allah?« riefen. Zwischen der muslimischen Community im Allgemeinen und Islamisten wurde so nicht unterschieden.
Linke Gruppen bemühten sich daher, der EDL nachzuweisen, dass differenzierende Äußerungen lediglich PR seien und von den Überzeugungen und Intentionen der Anführer und Mitglieder abwichen. Dieser Vorwurf wird auch im Zusammenhang mit den Austritten erhoben. Ein Sprecher der Ramadhan Foundation sagte, dass der Ausstieg nicht ernst genommen werden könne, da Robinson und Carroll ihre »faschistischen Einstellungen« gegenüber Muslimen nicht geändert hätten. Es handele sich nur um eine PR-Aktion, mit der die Gründung einer Partei vorbereitet werden solle.

Den Ausstieg unterstützt hat der antiislamistische Think Tank Quilliam Foundation, der auch die Pressekonferenz organisierte. Zuvor gab es Gespräche zwischen Tommy Robinson und Maajid Nawaz, einem Mitgründer der Quilliam Foundation und ehemaligen Mitglied der islamistischen Hizb al-Tahrir, sowie Usama Hasan, in denen es um Islam und Islamismus ging. Diese Diskussionen scheinen erheblichen Einfluss auf Robinsons und Carrolls Entschluss gehabt zu haben, die EDL zu verlassen. So wirkte Robinsons Aussage, dass er Neonazis und Islamisten als verwandt betrachte und beide bekämpfen möchte, wie eine ­in den Gesprächen mit den Vertretern der Quilliam Foundation gewonnene Erkennntnis. Die Foundation betrachtet den Ausstieg als Erfolg im Kampf gegen rechten und islamistischen Extremismus.
Anhänger der EDL bewerten den Austritt ihrer Anführer unterschiedlich. Robinson hat auf Twitter viel Unterstützung erhalten, doch andere fühlen sich ihrer Vertretung beraubt. Für diese enttäuschten Anhänger ist vielleicht die British National Party (BNP) offen, die von der EDL-Führung noch nie viel gehalten hat. In einem Artikel auf ihrer Website schrieb die BNP: »Als echte Natio­nalisten haben wir tiefgehende ideologische Differenzen mit den Anführern der EDL, die offen den ethnokulturellen Genozid der indigenen Engländer durch Massenkolonisierung unterstützen.« Die Anführer der EDL seien in Wahrheit »zionis­tische/neokonservative Marionetten«, deren Agenda »sich gegen die wahren Interessen des britischen Volkes richtet«. Der Ausstieg wird die Meinung der BNP über die ehemaligen EDL-Anführer sicher nicht ändern. Was nun aus der EDL wird, bleibt unklar.