Platte Buch

In the army now

Gerade saßen Avishag, Yael und Lea noch in ihrem Klassenzimmer im Norden Israels. Was sie interessierte, war der Handyempfang (ist am besten in der Nähe des Handymastes), Partys (gibt es viel zu selten) und Jungs (Yael zum Beispiel mag Dan, den Bruder von Avishag). Die Schule nervte (Tests über PLO und IAF). Im nächsten Moment sind die drei in der Ausbildung der Israel Defense Forces. Avishag ist an der Grenze zu Ägypten, Yael auf einem Übungsstützpunkt bei Hebron, und Lea an einem Checkpoint stationiert. Die Langeweile der Schulzeit geht in die der Militärzeit über, nur die Dinge des täglichen Gebrauchs, etwa ein Sturmgewehr, sind interessanter geworden. Die Jungs sind manchmal noch Jungs und manchmal schon Männer. Manchmal sind sie tot, kaum dass man mit ihnen geschlafen hat. Wie soll man da nicht gleichgültig werden? So liegen die Frauen in Bikini und mit nachgemachten Prada-Sonnenbrillen auf dem Beton der Militärbasis in der Hitze und jagen sich Wasser aus tiefgefrorenen Infusionsbeuteln der Notfallversorgung in die Venen. Vielleicht probiert man dann noch den automatischen Granatwerfer aus. Oder zeigt dem süßen Rekruten mit dem blonden Haar die Bedienung des Sturmgewehrs. Oder auch nicht. Was wie ein Coming-of-age-Roman beginnt, wandelt sich zur beeindruckenden Schilderung eines durch Krieg und Militär geprägten Lebens.

Shani Boianjiu: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst. Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch und Ulrich Blumenbach. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, 336 Seiten 19,99 Euro