Auch in der Werbewelt herbstelt’s vehement. Als erfüllten sich die Beschwörungsformeln, die auf den Briefkästen Prospekte abwehren sollen, legen die Zusteller ihre Katalogstapel neuerdings gleich auf den Türstock, wo ein kühler Wind sie nun durch die Alleen bläst wie knallhart reduziertes Laub – selbst die Verschwendung, die sie anpreisen, ist verschenkt. Wie immer, wenn es kälter wird, werden die Reste der guten Ernte in Eintopf- und Mischmaschgerichten rezykliert, und so werfen auch die Food-Designer allerhand frechen Unsinn auf den Markt, wie Dr. Oetker seinen schon wirklich tolldreisten »Pizzaburger«. Der herrlich mehlfarbene Auftauklumpen vereint alle Nachteile einer Fertigpizza mit allen Nachteilen von Pappbrötchen und soll wohl jenen armen Seelen Abwechslung verschaffen, die sich nicht extra für einen Gang zum McDonald’s anziehen wollen und ohnehin auf den Geschmack von tomatenfarbenem Aromaschlamm nicht mehr verzichten können. Gleich nebenan in der Vitrine lockt die »Pasta Currywurst-Style Geflügel« von der Firma Steinhaus, »die erste Pasta mit Currywurst-Style-Füllung, die man braten kann«. Und wem’s mit Recht vor der ideologischen Wirrnis graust, die die Leute ins Vegetariertum führt, der könnte sich noch bekehren allein aus Abscheu vor dem Gedanken, dass ein liebes dummes Küken in so unendlich viel dümmeren, vollends enthemmten Quatsch verwandelt wird. Nur eine setzt Zeichen gegen die Unerbittlichkeit von Verfall und Verlust: die Sparkasse. Teil ihres neuen »Pluspakets« ist ausweislich zahlloser Bodengraffiti ein »Schlüsselfund-Service«. Wohl dem, der da Pluskunde ist in kalter Zeit! Auf den Parkbänken zittern schon jene Unglücksraben, denen die Bank einfach ihre Hausschlüssel nicht wiedergibt, bis der Dispo ausgeglichen ist.
