Integration an der Spitze

Wenn das Land erst einmal am Abgrund steht, dann dürfen es gerne auch einmal die Frauen richten. Erstmals in der Geschichte der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) seit ihrer Unabhängigkeit 1960, und erstmals überhaupt in einem Staat des französischsprachigen Afrika, wurde eine Frau zur Staatspräsidentin ernannt. Am Donnerstag voriger Woche legte die 59jährige Catherine Samba-Panza ihren Amtseid ab. Ihre Ernennung zur Übergangspräsidentin, auf die sich der »Nationale Übergangsrat« (CNT) am Montag zuvor geeinigt hatte, gilt derzeit als letzte Chance, das Abgleiten des Landes in einen Bürgerkrieg zwischen Bevölkerungs- und Religionsgruppen zu vermeiden. »Eine Frau kann ein interessantes Symbol sein, um die internationale Sichtbarkeit zu garantieren«, zitiert die Pariser Abendzeitung Le Monde einen ungenannten Diplomaten. Samba-Panza hat Versicherungsrecht an der Pariser Sorbonne studiert. Später arbeitete sie für die Filiale des deutschen Versicherungskonzerns Allianz in der ZAR, sie war aber auch in NGOs tätig und hat sich besonders für die Rechte der Frauen in ihrem Land engagiert.
Seit Mai vergangenen Jahres war sie Bürgermeisterin der Hauptstadt Bangui. Sie gilt unter anderem deswegen als Integrationsfigur und geeignet für das Amt der Übergangspräsidentin, weil sie unterschiedliche Zugehörigkeiten in ihrer eigenen Person vereint. Samba-Panza wurde im Juni 1954 im Tschad als Kind eines kamerunischen Vaters und einer zentralafrikanischen Mutter geboren. Tschad und Kamerun sind die Nachbarländer der ZAR im Norden und im Süden, wobei insbesondere das tschadische Regime seit Monaten intensiv auf die Geschicke des Krisenstaates im geographischen Zentrum Afrikas Einfluss nimmt. Der Regionalgipfel, bei dem am 9. Januar die Absetzung des seit März 2013 als Übergangspräsident regierenden früheren Rebellenführers Michel Djotodia beschlossen wurde, fand nicht zufällig in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena statt. Samba-Panza gehört darüber hinaus zum christlichen Bevölkerungsteil, der vor allem im Süden und in der Mitte der ZAR lebt. Aber sie spricht Arabisch, das als Landessprache im Tschad fungiert, was sie wiederum an die Muslime im tschadisch-zentralafrikanischen Grenzgebiet annähert. Deswegen glauben viele, sie könnte die eskalierenden Konflikte zwischen den beiden Bevölkerungs- und Religionsgruppen eindämmen.