Das Medium

Offene Abstrusität

Einen Vorteil hat es ja immerhin, dass die Olympischen Winterspiele in einer Zeitzone stattfinden, die für Leute mit Hang zum Ausschlafen eher ungünstig gelegen ist: Deutscher Siegestaumel ist im Halbschlaf wesentlich besser zu ertragen als im richtig wachen Zustand. Ansonsten hat sich im Genre germanophilen Gejubels nicht viel getan. Wie eh und je sind die Reporter von ARD und ZDF der Ansicht, dass es Zuschauer ganz wahnsinnig interessant finden, wenn sie von morgens bis abends den Sportexperten dabei zuhören dürfen, wie sie live und mit gepresster Stimme um Medaillen für Schland bibbern und dazu dann auch noch ausführlich alle ihre Ängste (»jetzt nur nicht hinfallen, er darf jetzt nur nicht hinfallen«) aufzählen. Dass Sportarten, in denen deutsche Teilnehmer eher nicht gut sind, kaum Sendezeit eingeräumt bekommen, versteht sich auch bei diesen Spielen natürlich von selbst – und weil es so ermüdend ist, die immergleichen Idiotien aufzuzählen, die bei sportlichen Groß­ereignissen für die Öffentlich-Rechtlichen dazugehören, lassen wir das jetzt an dieser Stelle auch sein und kommen damit zu den Talkshows, genauer zu Maischberger, deren Thema am Montag dieser Woche lautete: »Deutschland diskutiert: ›Homosexualität im Lehrplan: Droht moralische Umerziehung?‹« Besonders apart dabei ist, dass eine der Eingeladenen Autorin des notorischen Kopp-Verlags ist, eines Unternehmens also, dessen Publikationen selbst auf Twitter wegen allzu offenkundiger Abstrusität kaum noch verlinkt werden. Damit ist es dann aber nach der Sendung auch sicher wieder vorbei, weil »so schlimm kann Kopp ja gar nicht sein, wenn deren Leute sogar in Talkshows dürfen«. Und nächste Woche dann bei Maischberger: »Was ist dran an der jüdischen Weltverschwörung? Es diskutieren Til Schweiger, jemand von der NPD und die amtierende Dschungelkönigin.«