Katar unterstützt die Muslimbrüder

Saudis vs. Katar

Im Golfkooperationsrat wurde Katar für die Unterstützung der Muslimbrüder ­abgestraft. Sie gefährden den Machtanspruch Saudi-Arabiens in der Region.

In diesem Nahen Osten steckt aber auch der Wurm drin. Eine der Folgen des fatalen Rückzugs der USA aus der Region sind wachsende Konflikte der Regionalmächte untereinander, Saudi-Arabien hat dabei bereits einige empfindliche Niederlagen erlitten. Jetzt streiten selbst die Ölscheichs, auch wenn sie alle dem Golfkooperationsrat (GCC) angehören. Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate haben ihre Botschafter aus Katar abgezogen. Das Land habe sich nicht an gemeinsame Sicherheitsabsprachen gehalten, heißt es, die Rede ist von der Unterstützung »feindlicher Medien« und der Einmischung in innere Angelegenheiten. Es geht um Katars Unterstützung der Muslimbruderschaft, eine Organisation, deren religiös fundierter politischer Anspruch eine gefährliche Konkurrenz für das saudische Königshaus darstellt. Dieses hofft nun, die Muslimbrüder, nachdem sie in Ägypten gescheitert sind, auch auf der Arabischen Halbinsel zum Schweigen zu bringen und die eigenen Reihen für kommende Auseinandersetzungen zu schließen. Dazu gilt es auch zu definieren, wer guter und wer böser Islamist, vulgo Terrorist, ist. So gelten die Muslimbrüder in Saudi-Arabien in Zukunft als Terrorgruppe.
Der Anlass für die öffentliche Abstrafung Katars war eine Fernsehpredigt Yusuf al-Qaradawis, der den Muslimbrüdern nahesteht. Er kritisierte die Unterstützung der Emirate für das Militärregime in Ägypten und die dortige Verfolgung von Islamisten. Das bezog sich nicht zuletzt auf den Prozess gegen einen in den Emiraten lebenden katarischen Arzt, der wegen Spendensammelns für die Muslimbrüder gerade zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Als die Emirate sich diese Kritik aus dem Nachbarland erregt verbaten, dachte man in Katar noch, dass eine plötzlich einsetzende Erkältung, wegen der Qaradawis nächste Fernsehpredigten ausfielen, als Beruhigung wohl genügen würde. Aber auch die Saudis hatten genug. Von dem Thronwechsel im Sommer 2013 in Katar hatten sie sich mehr versprochen: Mit dem intern wohl auch etwas forcierten Abgang des alten Emirs endeten damals die fast schon globalpolitischen Ambitionen des vergleichsweise doch sehr kleinen Emirats. Es hatte von Doha aus mitgeholfen, Muammar al-Gaddafi in Libyen zu stürzen, dann schien es die Hamas eingekauft zu haben und mit der Unterstützung des Muslimbruders Mohammed Mursi als ägyptischem Präsidenten wollte es auch noch in Ägypten mitregieren – ganz zu schweigen von der freizügigen Berichterstattung des in Katar ansässigen Senders al-Jazeera über die arabischen Revolten.
Doch selbst wenn die Ambitionen Katars geschrumpft sind, die Saudis fordern letztlich die Anerkennung ihrer Führungsrolle durch den umtriebigen Nachbarn. Denn sie fühlen sich immer unsicherer. Der saudische Plan, den GCC zu einer Art straffem Staatenbund auszubauen – und in klare Frontstellung gegen den Iran zu bringen –, ist gescheitert. Oman hat sich dem Vorhaben im Dezember definitiv verweigert, und Kuwait gibt sich auch unabhängig. Nur die Emirate sind verlässlich, und das von Saudi-Arabien völlig abhängige Bahrain hat sowieso keine eigene Meinung. Das Einprügeln auf Katar zeigt, wie nervös die Saudis mittlerweile sind.