Steht auf, Antisemiten

Einmal mehr hat sich gezeigt, dass der Kampf von Laurent Louis gegen »die da oben« kein leichter ist: Sein »Europäischer Kongress der Dissidenz«, zu dem er mit seiner Bewegung »Debout, les Belges!« (Steht auf, Belgier!) am Sonntag in Brüssel geladen hatte, wurde aus Sicherheitsgründen vom Bezirksbürgermeister verboten. Doch wahrscheinlich hat sich der Rechtspopulist nur bestätigt gefühlt in seinem Verfolgungswahn, und einsam blieb er leider auch nicht: Etwa 400 Menschen sollen seinem Aufruf über Facebook gefolgt und doch noch vor dem geplanten Veranstaltungsort im Brüsseler Stadtteil Anderlecht aufgetaucht sein, der erst am Sonntagmorgen, kurz vor Veranstaltungsbeginn, bekanntgegeben worden war. Das Sit-in musste jedoch bald aufgelöst werden, auch Wasserwerfer kamen zum Einsatz. Jüdische Organisationen in Belgien und die belgische Liga gegen Antisemitismus begrüßten das Verbot, sie hatten zuvor Beschwerde eingelegt. Schließlich gehörten zu den erwarteten Gästen des Kongresses führende Antisemiten Frankreichs wie Alain Soral, Hervé Ryssen, Kémi Séba und der Stargast Dieudonné. Dessen an den Hitlergruß erinnernder, sich als »gegen das Establishment« gerierender sogenannter Knödelgruß wurde von denjenigen, die Louis’ Aufruf am Sonntag gefolgt waren, eifrig gezeigt.
Ähnlich wie die französische »Antizionistische Partei«, die Dieudonné und Soral als Kandidaten zählte, ist auch »Debout, les Belges« ein Zusammenschluss migrantischer und nichtmigrantischer rechter Christen und Muslime, die vor allem ihr Antisemitismus eint. Angefangen hat der 34jährige Louis als einziger Abgeordneter der rechten belgischen Volkspartei (PP) 2010. Aber dem PP war er dann doch zu eigen und zu offen rassistisch, unter anderem hetzte er auf Facebook gegen Roma. Er wurde 2011 aus dem PP ausgeschlossen. Seine daraufhin gegründete eigene Partei »Bewegung für die Freiheit und die Demokratie« löste er im Januar 2013 in seinem Hass auf alle Parteien selbst auf und gründete Ende 2013 »Debout, les Belges«. Louis sieht sich als Kämpfer gegen korrupte Eliten, unter anderem bezeichnete er den belgischen Premierminister Elio Di Rupo im Zusammenhang mit der Dutroux-Affäre Ende März als pädophil, was zu einem Eklat führte. Noch sitzt Louis allerdings als Unabhängiger im Parlament und dem umtriebigen Populisten werden sicher noch einige »dissidente« Aktionen einfallen.