Grinsekatze auf Blechdach

Früher, als er noch Vorstandsvorsitzender bei Bertelsmann war, nannten sie ihn »Big T«. Seit er sich Ende Juli, nachdem er vor einem Gerichtsvollzieher den Offenbarungseid ablegen musste, mit einem Sprung aus dem Fenster vor Journalisten rettete, die vor dem Landgericht Essen auf ihn warteten, heißt Thomas Middelhoff nur noch »die Katze«. Auf den Coup scheint er stolz zu sein: »Ich bin wie die Katze übers Dach. Ich musste drei Meter tief auf eine Garage springen und dann noch einmal drei Meter auf die Straße. Anschließend bin ich fröhlich pfeifend zu einer Nebenstraße gegangen, habe mir ein Taxi gewunken und bin zu Gesprächen und Verhandlungen geflogen.« Er habe nicht in die »Medienfalle« tappen wollen, sagt er. Das »Schelmenstück« (Süddeutsche Zeitung) kam zwar nicht gut an, aber der »zirkusreife Abgang« (Bild) lieferte einen schönen Auftakt für Bildstrecken über den Aufstieg und Fall des Managers. Spiegel Online inspirierte er sogar bei der Beschäftigung mit Argentiens Staatspleite: »Der Thomas Middelhoff unter den Staaten.« Pleite sei er nicht, beteuert Middelhoff, nur derzeit nicht liquide. Die Gläubiger, die ihn umzingeln, sind zahlreich. Roland Berger, Josef Esch, das Bankhaus Sal. Oppenheim und der Insolvenzverwalter von Arcandor, wo Middelhoff Vorstandsvorsitzender war, fordern Mil­lionenbeträge. Seit Mai steht er in Essen wegen Untreue vor Gericht, die Anklage wirft ihm vor, Arcandor mit Privatflügen auf Firmenkosten geschädigt zu haben. Seiner Freude am Fliegen hat das keinen Abbruch getan, voriges Jahr hat Middelhoff seinen Wohnsitz von Bielefeld nach Saint-Tropez in sein früheres Feriendomizil, die Villa Aldea, verlegt. Wegen des Wetters, sagt er. Während seiner Zeit bei Arcandor lud er dorthin gerne Manager ein. Neben Geschäftlichem standen »Faulenzen am Boot«, »Besuch des Marktes mit Power-Shopping« oder »Nachtleben in fetziger Kleidung« auf dem Programm. Auf Firmenkosten – versteht sich.