Sie sind unter uns
Wer der Überzeugung ist, die Außerirdischen weilten längst unter uns, der könnte zum Beweis Chrome heranziehen. Denn was die Band aus San Francisco seit ihrer Gründung im Jahr 1976 veröffentlichte, war nie von dieser Welt. Acid Punk nannten einige die Mischung aus Punk, Psychedelic Rock, Synthesizersphären, Klangcollagen und prototypischem Industrial. Doch selbst die Bezeichnung Acid Punk ist viel zu irdisch für Chrome. Das war so, als Damon Edge und Helios Creed, die beiden bestimmenden Musiker der Band, Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger Platten wie »Alien Soundtracks« und »Blood On The Moon« aufnahmen. Und es verhält sich auch 2014, annähernd 40 Jahre nach der Gründung der Band, nicht anders.
Erstaunlich ist das schon: Damon Edge starb 1995 unter tragischen Umständen. Zwölf Jahre ist es her, dass Helios Creed eine Platte unter dem Namen Chrome veröffentlicht hat. Doch »Feel It Like A Scientist«, das neue Album der Band, zu der neben Creed mittlerweile noch fünf weitere Musiker gehören, ist geradezu ein Fest des Fremdartigen. Ob Gitarre, Bass, Synthesizer oder Schlagzeug – die Instrumente werden eingetaucht in einen bizarren Nebel aus Effekten. Und auch die Stimme hallt völlig verfremdet durch Songs, die mal in herkömmlicher Struktur, mal repetitiv etwas durch und durch Faszinierendes verströmen, ehe sich »Feel It Like A Scientist« am Ende im schwebenden Ambient-Stück »Nympho Android« auflöst. Die Außerirdischen sind unter uns.
Chrome: Feel It Like A Scientist (King of Spades/Cargo Records)